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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 105 -
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Anton Chroust (1864–1945) 105 Entschiedenste missbilligt wurde : um gegen Chroust „Material zu sammeln“, hat Brenner am 24. Februar 1901, noch bevor er offiziell Mitglied der Kommission geworden war (1. März), einen Erkundigungsbrief an den Dekan der Philosophischen Fakultät der Univer- sität Graz, den bekannten Anglisten Karl Luick, gerichtet, offensichtlich weil er hoffte, hier „fündig“ zu werden. Darin hieß es u. a. über Chroust : Unser Extraordinarius Chroust will um jeden Preis Ordinarius werden und hat einen Fürsprecher in der Fakultät gefunden. Die Mehrheit hat nun gar keine Sympathie für den Mann. […] Hier traut man ihm, offen gestanden, nicht viel Gutes zu, vor allem kein recht aufrichtiges Wesen (über seine politische Stellung z. B. weiß niemand Bestimmtes). Brenner bat Luick, besonders bezüglich Chrousts Grazer Zeit, über die widersprüchliche Informationen vorlagen, unser Urteil zu korrigieren oder zu bestätigen72. Dass hier Gesinnungsschnüffelei betrieben wurde, ist offenkundig, und man kann sich nur über die (wohlwollend ausgedrückt) Naivität wundern, mit der derartige beleidigende Äußerungen nicht etwa in einem vertraulichen Privatschreiben, sondern in einem an den Dekan einer Universität gerichteten, zumindest offiziösen Sch- reiben gemacht wurden ; über die juristischen Konsequenzen ihrer Handlungsweise waren sich viele Mitglieder der Philosophischen Fakultät offensichtlich nicht im Klaren. Luick befragte daraufhin Grazer Professoren, die Chroust aus seiner Tätigkeit dort kannten, was natürlich dazu führte, dass Chroust Mitteilung vom Brief und seinem Inhalt erhielt ; er erzwang von Luick die Herausgabe einer Abschrift73. Die Philosophische Fakultät, bei der Chroust Beschwerde gegen das Schreiben erhob, beanstandete den Brief Brenners nicht, da er keine Beleidigung oder ehrenrührige Beschuldigung enthalte. Dabei verstieg man sich zu so grotesken Ausführungen, dass der von Brenner gegenüber Chroust erhobene Vorwurf des Mangels an Aufrichtigkeit mit den Worten heruntergespielt wird : […] Aufrichtigkeit [ist] zwar eine gepriesene, allerdings oft mehr theoretisch als praktisch geschätzte Eigenschaft, aber durchaus nicht Pflicht eines Jeden gegen Jeden ; daher könne hierin bei ruhiger Erwägung nur ein Tadel, keine Beleidigung gefunden werden74. Die Fakultät beging damit eine weitere Unkorrektheit. Es war bereits die zweite : schon die Verweigerung der Weitergabe des Antrags auf Beförderung Chrousts an den Senat war nicht korrekt ; einer entsprechenden 72 Zitat nach der Abschrift des Briefes durch Luick ; auch im Schreiben Landmanns an den Senat der Universität Würzburg vom 08.10.1901, UAWb, ARS Nr. 1621, und nach dem Berichterstatter, dem Abgeordneten Dr. Schädler, in der Landtagsdebatte vom 26.06.1902 ; Stenographischer Bericht der Verhandlungen der bayeri- schen Kammer der Abgeordneten, 337. öffentliche Sitzung, Nr. 337, Bd. 9, 947. Nach Chrousts Brief an das Kultusministerium vom 03.07.1901 (UAWb, ARS Nr. 1621) hatte auch Wilcken nach Graz geschrieben und den Althistoriker Adolf Bauer um eine Stellungnahme gebeten, doch findet sich der Text des Schreibens und einer möglichen Antwort nicht in den Akten. Die Fakultät bestritt am 17.07.1901 (wie Anm. 74) die Existenz eines solchen Briefes Wilckens. 73 So die Promemoria (wie Anm. 66) ; auch das Folgende, und das Schreiben Landmanns und die Abschrift Luicks (wie Anm. 72). 74 Schreiben der Fakultät an den Senat vom 17.07.1901, UAWb, ARS Nr. 1621.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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