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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 109 -
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Anton Chroust (1864–1945) 109 so der vom Scharfmacher Wilcken eingebrachte Schluss. Landmann rügte diesen Bericht als nicht absolut objektiv und Beweis dafür, dass der Senat in dieser Sache etwas befangen sei. Unter Würdigung der ehrenrührigen Gesinnungsschnüffelei Brenners war der Minis- ter zur Überzeugung gekommen, daß Chroust nicht der eigentliche und nicht der einzige Schuldige in dieser Sache ist, denn der Streit wurde nicht von ihm, sondern von der anderen Seite angefangen ; zudem konnte der Senat deshalb nicht als ganz unbefangen gelten, da ihm Mitglieder angehörten (von Schanz, Wilcken und Brenner), die in der philosophischen Fakultät entschieden gegen Chroust Stellung genommen haben, aber im gegentheiligen Inte- resse Betheiligte sind83. In der Tat wollte der Senat damit die Beförderung des ungeliebten Österreichers zum Ordinarius für alle Zukunft verhindern. Gegen dieses Verfahren und die dabei begangenen Unkorrektheiten wandten sich die Mitglieder des Senats Friedrich Abert, Sebastian Merkle, beide Mitglieder der Theologischen Fakultät, und der Geologe Jakob Beckenkamp84, der, wie er betonte, als Sohn eines preußischen Beamten während seiner dreiundzwanzigjährigen Dienstzeit als Staatsbeamter an dem Grundsatze festgehalten, von allen politischen Kundgebungen mich fernzuhalten ; er wollte den politisch-konfessi- onellen Kampf seiner Kollegen gegen Chroust nicht mitmachen85. Abert und Merkle distanzierten sich dann auch, bei aller Kritik an Chroust, entschieden von der einseitigen Stellungnahme der Senatsmehrheit. Mittlerweile hatte die Angelegenheit jedoch jenen Punkt erreicht, der es den liberalen Professoren der Universität Würzburg, denen die ganze Richtung nicht passte, oppor- tun erscheinen ließ, zusammen mit liberalen Abgeordneten der Deputiertenkammer dem Professorengezänk die höheren Weihen eines prinzipiellen Kampfes gegen Kultusminis- ter Landmann zu verleihen, es mit der Absicht seines Sturzes zu „instrumentalisieren“. 83 Ebd. 84 Schreiben Aberts, Beckenkamps und Merkles an das Kultusministerium vom 02.07.1902, wie Anm. 61. Wir erfahren darin, dass in der Senatssitzung vom 14.05.1902 Aberts Einspruch, den Fall Chroust-Förster mit der Beförderungsangelegenheit Chroust in Verbindung zu bringen, nicht zu Ende behandelt wurde, sondern im Umlaufverfahren erledigt wurde. Das darauf folgende Schreiben vom 20.05. sei schärfer gefasst worden, insbesondere habe das Senatsmitglied Wilcken den letzten Satz hineingebracht mit der Absicht, die Beförde- rung Chrousts unmöglich zu machen. Abert, Beckenkamp und Merkle hätten dagegen protestiert ; hätten sie geahnt, dass der Bericht des Senats der Presse zugespielt würde, hätten sie ein Sondervotum eingelegt. Vgl. unten. 85 Schreiben Beckenkamp vom 04.07.1902 im Bericht des Senats an das Kultusministerium vom 04.07.1902, wie Anm. 61. Indirekt verwahrt er sich darin gegen den Verdacht, er habe Zentrumsabgeordnete über Vor- gänge in der Fakultät und im Senat informiert, und bittet Abert und Merkle zu versichern, sie hätte keine solchen Informationen an das Zentrum weitergegeben. – Weiteren Streit gab es wegen der von Chroust erho- benen Forderung, das Original seiner Erklärung vom 20.01.1902 und eine Abschrift von Försters Rücknahme seiner Klage gegen Chroust als Beweismittel im Prozess zu erhalten ; auch hier musste sich das Ministerium einschalten (vgl. UAWb, ARS Nr. 1623).
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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