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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 117 -
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Anton Chroust (1864–1945) 117 Verwicklungen in Finanzmanipulationen durch die Liberalen erpressbar war, eine Politi- sierung und damit Schwächung des monarchischen Prinzips von weit reichenden Kon- sequenzen, weil der Regent bei der Entlassung Landmanns auf seine verfassungsmäßigen Rechte der alleinigen Richtlinienkompetenz verzichtete und sich einer Entscheidung der Mehrheit des Ministerrats unterwarf, an die er nicht gebunden war114. Damit blieb dem gedemütigten Landmann nichts anderes übrig, als zurückzutreten ; am 10. August 1902 wurde sein Rücktrittsgesuch vom Prinzregenten angenommen115. Sein Nachfolger wurde der „Liebling des Regenten“ und Freund Wiedenmanns Clemens Freiherr von Podewils- Dürnitz116. Die Angelegenheit Chroust wurde elegant aus der Welt geschafft. Das Kultusminis- terium hatte noch am 9. August 1902 entsprechend dem Wunsch des Ministerrats die Rücktrittsgesuche von Rektor und Senatoren der Universität Würzburg abgelehnt, da de- ren Ämter eine dienstliche Pflicht seien, von der nur aus zwingenden Gründen entbunden werden kann, und diese lägen hier nicht vor117. Chroust und Förster, der Rufe an die Han- delshochschule Köln und die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften Frankfurt erhalten hatte, wurden vom neuen Minister überredet, ihre Klagen zurückzuziehen und beide (!) wurden am 20. November 1902 zu Ordinarien befördert118. Die Maßregelung des Senats verlief im Sande, da die Quelle der Indiskretionen natürlich nicht zu ermitteln war. Von Landmann bemängelte in seiner langen Promemoria für den Prinzregenten vom 29. Juli 1920, dass der Senat über die Frage, wie sein Rücktrittsbeschluss an die Münch- ner Neuesten Nachrichten gekommen sei, einer hinreichenden Antwort ausweiche, aber indirekt zu erkennen gebe, dass das mit Wissen und Willen des Senats geschehen sei : Das sei umso mehr zu beanstanden, als der Beschluss auch schwere Vorwürfe und Beleidigun- gen gegen den Minister enthalte, deren Veröffentlichung durch Erwägungen dieser Art nicht 114 Möckl, Prinzregentenzeit (wie Anm. 86) 524 ; dort Anm. 151 über die Verwicklung Luitpolds in Finanz- manipulationen und Geländespekulationen. 115 Ebd. 520. 116 Über ihn Schärl, Zusammensetzung (wie Anm. 68) 108 ; Möckl, Prinzregentenzeit (wie Anm. 86) 527f. 117 BHStAM, MK 11364f. 118 Beförderung Chrousts und Försters durch KMS Nr. 22973 vom 20.11.1902, in UAWb, ARS, PA Chroust, auch zitiert im Bericht des Senats vom 22.11.1902, UAWb, ARS Nr. 1623. Der Senat nutzte die Sache zu einer erneuten Stichelei gegen Chroust. Statt bei gleichen Ernennungsdaten beide Professoren in der Liste der Ordinarien in alphabetischer Reihenfolge anzuführen, wurde Förster vorangestellt, weil er nach der gegen ihn gerichteten Änderung in der Reihenfolge der Liste der Extraordinarien, die der Senat durch das KMS vom 12.11.1902 als „gutgeheißen“ ansah (was freilich nicht zutrifft, denn dort steht nur, dass das Ministerium die neue Reihenfolge genehmigt hätte, falls ein Antrag gestellt worden wäre, was jedoch nicht der Fall war), als dienstälterer Extraordinarius angesehen wurde. Immerhin bat diesmal der Rektor mit zitiertem Schreiben vom 22.11. das Ministerium um Bestätigung, die diese am 11.12.1902 erteilte (UAWb, ARS, PA Chroust).
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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