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134 Klaus Wachtel
späteren Leben Steins eine Rolle spielten : als Steinacker 1917 an die Deutsche Univer-
sität Prag berufen wurde und dort ein Jahr die historischen Hilfswissenschaften lehrte,
traf er den einstigen Kommilitonen Stein wieder, der dort seit 1915 als Privatdozent für
Griechische und Römische Geschichte und Altertumskunde wirkte. Stein widmete ihm
einige Jahre später seine Arbeit über die Reichsbeamten der Provinz Thracia33. 1941 sollte
Steinacker – Mitglied der NSDAP und Rektor der Universität Innsbruck – vergeblich
versuchen, eine Deportation Steins aus Prag zu verhindern34. Mit Groag pflegte Stein
zeitlebens eine enge freundschaftliche Beziehung, deren Hauptcharakteristikum in einem
intensiv geführten wissenschaftlichen Gedankenaustausch bestand35 und seine Krönung
in der gemeinsamen Erarbeitung und Herausgabe der zweiten Auflage der Prosopographia
Imperii Romani finden sollte.
5. Die ersten Berufsjahre
Stein begann seine Laufbahn als Lehrer im November 1897 als Probekandidat am Maxi-
milians-Gymnasium in Wien und setzte sie seit April 1898 als Supplent an verschiedenen
Wiener Gymnasien bis zum Januar 1902 fort36. Eine Unterbrechung fand diese Lehrtä-
tigkeit durch eine wissenschaftliche Reise nach Bulgarien, die er im Auftrag der Wiener
Akademie der Wissenschaften als Begleiter Heinrich Hartls37 unternahm. Dabei hatte
er den Bestand an antiken Inschriften im Museum von Sofia aufzunehmen und dann in
Devnya (bei Varna), dem antiken Markianopolis, wo Hartl Ausgrabungen leitete, die epi-
grafischen und archäologischen Funde zu bearbeiten. Das Ergebnis dieser Arbeiten ist in
dem von Ernst Kalinka herausgegebenen Sammelband „Antike Denkmäler in Bulgarien“
(Wien 1906) niedergelegt. Eine weitere Studienreise führte Stein nach Italien und Sizi-
Tschechoslowakei in wissenschaftsgeschichtlichen Porträts, hg. v. Karel Hruza (Wien/Köln/Weimar 2008)
191−223.
33 Römische Reichsbeamte der Provinz Thracia (Sarajevo 1920) VI.
34 Siehe unten und den Brief Steinackers im Anhang.
35 Vgl. die Vorworte zu Steins Ritterstand, zu dessen Legaten von Mösien, den Reichsbeamten von Dazien und
schließlich den Präfekten von Ägypten. Letztere sind dem Andenken Groags mit folgenden Worten gewidmet :
„gewidmet ist dieses Buch dem Andenken des teuren Freundes, mit dem mich eine mehr als halbjahrhundert-
lange engste Arbeitsgemeinschaft verbunden hat und dessen unschätzbare Beiträge und Ratschläge ich nun
zum erstenmal in meinen Publikationen schmerzlich vermissen mußte.“
36 Laut Personalbogen 13.143/39 des Unterrichtsministeriums (NA) war Stein Supplent am Franz-Joseph-Gym-
nasium 1898, am Maximilians-Gymnasium 1899, am Akademischen Gymnasium 1899 und 1901/02 und
schließlich am k.k. Staatsgymnasium im 3. Wiener Gemeindebezirk ; vgl. dazu auch den 32. Jahresbericht
dieses Gymnasiums 1900/1901 (Wien 1901) 17 und 19.
37 Zu ihm ÖBL 2, 194.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien