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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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Arthur Stein (1871–1950) und Edmund Groag (1873−1945) 145 hatten, der Gedanke unfaßbar, daß derjenige, dessen Persönlichkeit wir untrennbar mit dem Begriff unseres Staates zu verbinden pflegten, nicht mehr unter den Lebenden weilen sollte. Ja, noch heute zittert in uns die schmerzbewegte Ergriffenheit nach, die alle Gemüter durchzuckte, als die Trauerkunde von dem Hinscheiden des geliebten Monarchen blitzschnell durch alle Gaue unseres weiten Vaterlandes drang und die bewegliche Totenklage allüberall erscholl. […] Drei Hauptprobleme kann man in der auswärtigen Politik Österreichs unter der Regierung des ver- ewigten Kaisers erkennen : die deutsche, die italienische und die Balkanfrage. Der Ruf nach einer Vorherrschaft Österreichs in Deutschland ist im Donner der Geschütze vor Königsgrätz verhallt. Aber aus den Rauchwolken und dem Schlachtennebel taucht in immer deutlicheren Umrissen das erhebende Schauspiel von der treuen Waffenbrüderschaft der nunmehr so innig verbündeten Staaten empor. Einen deutschen Fürsten hat sich Franz Joseph I. mit Stolz genannt. Deutlicher als in diesen Gedenkworten können die Gesinnung, die geistige Haltung Steins wohl nicht ausgedrückt werden. Man kann sich vorstellen, dass sich Stein – in Anlehnung an die letzten zitierten Worte – mit Stolz einen deutschen Professor genannt hat. Dem kann die Einschätzung Steins zur Seite gestellt werden, die der tschechische Historiker Václav Vojtíšek postulierte, als er 1966 (unter antideutschen und antijüdischen Vorzeichen) über ehemalige deutsche und deutschjüdische Kollegen referierte : „[…] die jüdischen Professoren stellten sich ihren deutsch-nationalen Kollegen niemals entgegen, wie auch immer diese handelten. […] Dr. Stein, getaufter Jude, stand den Deutschen, nicht den Tschechen nahe, obgleich er sah und selbst wusste, was die Juden ertragen mussten und wie seine Stammesgenossen vernichtet wurden. Er wurde zum Ehrenjuden ernannt, womit er selbst die Bestätigung erhielt, dass er für die Faschisten als Deutscher akzeptabel war, wenn auch nicht als ‚reiner‘ Deutscher.“111 Im Vorwort von Steins 1915 in Stuttgart erschienenen „Untersuchungen zur Ge- schichte und Verwaltung Ägyptens unter römischer Herrschaft“ heißt es im August 1914 : „[…] dieses bescheidene Büchlein, vollendet in den Tagen, da sich Millionen von deut- schen und österreichischen Streitern in treuem Waffenbunde ihrer Feinde im Osten, im Süden und im Westen zu erwehren im Begriffe sind, [ist] von den schicksalsschweren Kriegsereignissen nicht ganz unberührt geblieben.“ Im November 1915 : „Nach mehr als 5/4jähriger Dauer tobt der Weltkrieg mit unverminderter Heftigkeit weiter, wenngleich unser unerschütterliches Vertrauen auf ein baldiges ruhmreiches Ende gegenwärtig besser begründet ist als jemals zuvor.“ Von der Wirkung der Niederlage im Krieg, des Zerfalls der Habsburgermonar- chie und der mit der Gründung der Tschechoslowakei zusammenhängenden zeitwei- 111 Siehe Karel Hruza, „Einige Deutsche habe ich auch wirklich gern empfangen“ – Ein Bericht des tschechi- schen Historikers Václav Vojtíšek aus dem Jahr 1966 über Deutsche Fachkollegen in Prag, in : Bohemia. Zs. für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder 49 (2009) 96–163, hier 127 und 158.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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