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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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152 Klaus Wachtel Juden begann, drohte auch ihm, seiner Frau und auch Schwager und Schwägerin die Deportation. Auf irgendeine Weise musste die Kunde von der existenziellen Bedrohung Steins an dessen Freund Harold Steinacker147, Rektor der Universität in Innsbruck und überzeugten Nationalsozialisten, gelangt sein, der sich in einem Brief vom 21. Oktober 1941 an seinen Amtskollegen in Prag, Wilhelm Saure, Rektor der Deutschen Universität, wandte. Steinacker bat Saure aus persönlichen und wissenschaftspolitischen Gründen und unter Hinweis auf bestimmte Arbeiten Steins148, sich für diesen einzusetzen und eine Deportation zu verhindern149. Das Ehepaar Stein entging den im Oktober und No- vember 1941 vollzogenen Deportationen von Prager Juden nach Łódź und damit einem fast sicheren Todesurteil150. Im Sommer 1942 wurde das Paar jedoch deportiert und kam am 6. Juli mit einem Transport von ungefähr 1000 Personen aus Prag im Konzentrations- lager Theresienstadt an151. Ob bei diesen Vorgängen der Brief Steinackers von Bedeutung war, ob also Saure, Jurist und SS-Oberführer, für Stein tätig geworden ist, kann derzeit nicht schlüssig beantwortet werden ; ein ähnliches Bittgesuch, das er zu derselben Zeit erhalten hat, ließ er höchstwahrscheinlich ohne weitere Reaktion zu den Akten legen ; die Bittstellerin wurde nach Łódź deportiert und ermordet152. Allerdings dürfte das Ge- such Steinackers wegen der Stellung seines Verfassers von nicht zu unterschätzendem Ge- wicht gewesen sein. Zumindest kann festgehalten werden, dass Steinacker aus ehrlichen 147 Stein und Steinacker, der 1893–1897 in Wien Geschichte studiert hatte, kannten sich seit dem Studium und waren miteinander befreundet. Steins „Römische Reichsbeamte der Provinz Thracia“ (1920) sind Steinacker gewidmet, vgl. das Vorwort, S. VI. 148 Siehe Anm. 146. 149 Der Brief ist im Anhang wiedergegeben. 150 Siehe Alfred Gottwaldt, Diana Schulle : Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941– 1945 (Wiesbaden 2005) 52–83 und 444f. 151 Laut Deportationskarten in der Jüdischen Gemeinde Prag. Siehe auch Käthe Starke, Der Führer schenkt den Juden eine Stadt. Bilder – Impressionen – Reportagen – Dokumente (Berlin 1975) 249. Zu den an- tijüdischen Maßnahmen siehe Hans G. Adler, Theresienstadt 1941–1945. Das Antlitz einer Zwangsge- meinschaft (Reprint Göttingen 2005) 3–15, 37–41, 60–71 ; Wolf Gruner, Das Protektorat Böhmen und Mähren und die antijüdische Politik 1939–1941. Lokale Initiativen, regionale Maßnahmen, zentrale Ent- scheidungen im „Großdeutschen Reich“, in : Theresienstädter Studien und Dokumente 2005, hg. v. Jaroslava Milotová (Prag 2005) 27–62 ; Gottwaldt, Schulle, „Judendeportationen“ (wie Anm. 150) 260–265. Mit demselben Transport wie Stein dürfte auch sein Universitätskollege Samuel Steinherz nach Theresien- stadt gebracht worden sein, der dort im Dezember starb, vgl. Arlt, Steinherz (wie Anm. 112) 101 ; Ober- kofler, Steinherz (wie Anm. 112) 128. 152 Zu Saure siehe Michael Grüttner, Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 6, Heidelberg 2004) 145f., zum anderen Bittgesuch Karel Hruza, Ein vergeblicher Hilferuf : Der Brief Käthe Spiegels an den Rektor der Deutschen Karls-Uni- versität in Prag vom 11. Oktober 1941, in : Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder 48 (2008) 203–210.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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