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162 Klaus Wachtel
neue Kontaktaufnahme mit der Berliner Akademie über eine dritte Person erfolgte, lag
vermutlich daran, dass der Postverkehr zwischen der Tschechoslowakei und den Besat-
zungszonen Deutschlands lange Zeit unterbrochen war oder schlecht funktionierte208.
Karl Wagner209 schrieb am 23. August 1946 aus Gauting bei München an Stroux210 : Herr
Prof. Dr. Arthur Stein in Prag VII-1334, u Smaltovny 22/B fragt durch mich bei Ihnen an,
ob die Preußische Akademie der Wissenschaften wieder in Tätigkeit ist und die Prosopographia
Imperii Romani fortgesetzt wird, ferner, wer die neuen Bearbeiter als Nachf. von Groag † und
Arthur Stein sind. […] Es dauerte dann noch bis zum 16. März 1948, bis Stein – offenbar
als Antwort auf ein Angebot von Stroux, die Arbeit an der PIR für die Berliner Akademie
wieder aufzunehmen − an diesen schrieb211 : Ich bin gern bereit, die Arbeit an der Proso-
pographia Imperii Romani wieder aufzunehmen, und darf meiner Freude Ausdruck geben,
daß die Akademie […] zu der bisherigen Form der Ausarbeitung zurückzukehren geneigt
ist. Dass Stein die Zusammenarbeit mit der Akademie trotz der hinter ihm liegenden
Verfolgung fortzusetzen bereit war, wirft ein bezeichnendes Licht auf seine Persönlichkeit
und verdient wohl größte Hochachtung. Den ersten Faszikel des vierten Bandes der PIR
hat er noch imprimiert, seinen Druck aber nicht mehr erlebt, da dieser ein Jahr nach sei-
nem Tod erschien. 1950 hat er sich dagegen noch über das Erscheinen seiner „Präfekten
von Ägypten in der römischen Kaiserzeit“ erfreuen dürfen212. Mit dieser Publikation hat
Stein einem Forschungsgegenstand, der ihn seit seinen ersten wissenschaftlichen Schrit-
ten mehr als 50 Jahre beschäftigt hatte, einen hervorragenden Schlusspunkt gesetzt, wie
in den folgenden Jahren das Echo der Rezensenten in eindeutiger Weise bestätigt hat213.
9. Zusammenfassung
Sowohl Steins wie auch Groags Eltern sind typische Beispiele von Migration und Mobili-
tät im Österreich-Ungarn des 19. Jahrhunderts, als es zahlreiche Menschen verschiedener
208 Aus dem in Anm. 205 bereits zitierten Briefen Körners geht hervor, dass im August 1946 noch kein direkter
Briefverkehr von und nach Deutschland möglich war.
209 Er ist identisch mit dem Professor für Physikalische Chemie an der Deutschen Universität Prag Karl Ludwig
Wagner (Auskunft des Archivs der Gemeinde Gauting). Zu ihm Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950.
210 Zu ihm Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1954, 2341 ; ABBAW, II–VIII, 142.
211 ABBAW, II–VIII, 142.
212 Bern 1950.
213 Essenzielle Besprechungen des Werkes stammen unter anderem von Hans-Georg Pflaum in : Latomus 10
1951) 471−477, Eric Birley in : Gnomon. Kritische Zs. für die gesamte klassische Altertumswissenschaft 23
(1951) 440− 443, Jacques Schwartz in : Chronique d’Égypte 26 (1951) 439 ; Otto Reinmuth in : Ame-
rican Journal of Philology 73 (1952) 418−427, Sir Ronald Syme in : Journal of Roman Studies 44 (1954)
116−119, Eefje Prankje Wegener in : Museum 60 (1955) 36.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien