Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 193 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 193 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2

Bild der Seite - 193 -

Bild der Seite - 193 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2

Text der Seite - 193 -

Max Dvořák (1874–1921) 193 genannten „Dreigenerationenlehre“132) hielt sich Dvořák bei der Erwähnung zeitgenös- sischer – und hier insbesondere österreichischer – Künstler zurück. Dennoch äußerte er 1913 : Was allen neuen Richtungen in der Malerei gemeinsam ist, ist das Hinausgehen über die einfache Naturbeobachtung durch künstlerische Abstraktion und Konstruktion, ist Stil in ei- gentlicher Bedeutung des Wortes133. Indem Dvořák hier Abstraktion als Synonym von „Stil“ und Gegensatz von Natur begreift, orientiert er sich offensichtlich an der Terminologie in Wilhelm Worringers „Abstraktion und Einfühlung“ von 1909134. Worringers so einfluss- reiche Schrift, die man als eine geschickte Montage von Riegls Konzept des autonomen Kunstwollens einerseits und der Ästhetik der Einfühlung von Theodor Lipps andererseits lesen kann, wird damit in den Diskurs der Wiener Schule der Kunstgeschichte gleichsam wieder zurückgeführt. Dass Dvořák „Stil“ und „Konstruktion“ vielleicht gar nicht auf den Wiener Frühex- pressionismus oder die „mystisch-innerliche Konstruktion“ des Blauen Reiter bezieht, sondern vielmehr einen neuklassizistischen „retour à l’ordre“ vertritt, zeigt sein Vortrag über Gegenwartsarchitektur von 1912. Hier preist er nicht nur ausgerechnet die Deutsch- Römer Hans von Marées und Anselm Feuerbach als Leitfiguren der neuen Malerei (was ihn übrigens mit Worringer verbindet135), sondern auch die klassizierenden Bauten der zeitgenössischen deutschen Reformarchitektur136. In Entwürfen von Bruno Schmitz und Martin Dülfer oder in Alfred Messels Pergamonmuseum sieht er Beispiele des neuen tek- tonischen Stils einer „Letzten Renaissance“ (so der Titel des Vortrags), die an die sozu- sagen vorletzte Renaissance, den Neoklassizismus um 1800, anknüpft. Dvořák wendet 132 Dazu : Hans Tietze, Die Methode der Kunstgeschichte. Ein Versuch (Leipzig 1913) 53 ; ebd. wird zitiert Alois Riegl, Entwurf einer gesetzlichen Organisation der Denkmalpflege in Österreich (Wien 1903). 133 Dvořák, Geschichte der abendländischen Kunst im Mittelalter I 1913/14 (wie Anm. 120) 11. Zu Dvořáks veränderter Sicht der Moderne vgl. auch die Deutung der neo- und antiimpressionistische[n] Bewegung der letzten Jahre in Max Dvořák, Entwicklung der modernen Landschaftsmalerei, Vorlesung (WS 1914/1915) 365–367. 134 Wilhelm Worringer, Abstraktion und Einfühlung (München 1908). Zur späteren Kritik Dvořáks an Worringers völkerpsychologischen Begriffshypostasierungen vgl. Aurenhammer, Revision (wie Anm. 5). – Zu Worringer vgl. Invisible cathedrals. The expressionist art history of Wilhelm Worringer, hg. v. Neil H. Donahue (University Park 1995) ; Wilhelm Worringers Kunstgeschichte, hg. v. Hannes Böhringer (München 2002) ; Claudia Öhlschläger, Abstraktionsdrang. Wilhelm Worringer und der Geist der Mo- derne (München 2005). 135 Vgl. Magdalena Bushart, Der Geist der Gotik und die expressionistische Kunst. Kunstgeschichte und Kunsttheorie 1911–1925 (München 1990), 20–22. 136 Max Dvořák, Die letzte Renaissance (1912), hg. von Hans Aurenhammer, in : Wiener Jb. für Kunstge- schichte 50 (1997) 9–22. Dazu ausführlich : Aurenhammer, Dvořák und die moderne Architektur (wie Anm. 5). Vgl. jetzt auch : Jindřich Vybíral, The Vienna School of Art History and (Viennese) modern architecture, in : Journal of art historiography 1 (2009) : http ://www.gla.ac.uk/media/media_139133_en.pdf ; Scarrocchia, Denkmalpflege und Moderne (wie Anm. 7) Kapitel 3, 2.
zurück zum  Buch Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2"
Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichische Historiker