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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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224 Ulfried Burz von Walther Fresacher, deren Ergebnisse in den 1950er-Jahren publiziert wurden, lässt sich schlüssiger nachvollziehen, weshalb slowenischsprachige Bauern gegenüber ihren deutschsprachigen Pendants – statistisch gesehen – eine geringere wirtschaftliche Wert- schöpfung erbrachten. Vor 1950 orientieren sich Arbeiten zur Sozial- und Wirtschafts- geschichte der Kärntner Agrargesellschaft an allgemein gehaltenen Analysemodellen103. Ursachen für die bestehenden sozioökonomischen Verhältnisse im gemischtsprachi- gen Gebiet sind, kurz zusammengefasst, in der Rechtslage der Bauernschaft zu suchen, die vor den theresianisch-josephinischen Reformmaßnahmen jahrhundertelang von zwei unterschiedlichen Rechtskonstruktionen bestimmt war : „Freistiftrecht“ und „Kaufrecht“. In Kärnten war die vorwiegende Besitzform durch die „Freistift“, ein nicht vererbbares Recht, geprägt. Das bedeutete, dass das „Freistiftrecht“ bei der Übernahme eines Besitzes eine zeitweilige, für den aktuellen Besitzer im besten Fall bis zu dessen Ableben, nur eine Nutznießung gestattete. Demgegenüber begründete das „Kaufrecht“ ein Eigentumsrecht. Der Eigentümer konnte ohne Einschränkungen über den Tod hinaus über Grund und Boden verfügen. Das ermöglichte eine Planung unter Generationsperspektiven. Im ge- mischtsprachigen Gebiet dominierte das „Freistiftrecht“ bis weit über die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus. Nach der Grundentlastung von 1848 zeigt diese Region erneut eine Besonderheit. Neben dem rustikalen Grundbesitz, eine Besitzform, die den Bauern zum Eigentümer macht, gibt es hier zahlreiche Dominikalgüter. Das sind land- und forstwirt- schaftliche Liegenschaften, die noch nach der Überwindung des Feudalsystems weiter bestanden. Solche Dominikalbesitzungen charakterisiert umfangreicher Waldbesitz, mit dem in der Regel lukrative Servitutsrechte verbunden waren104. Im südlichen Kärnten verfügten über solche großflächigen und wirtschaftlich lukrativen Güter einige wenige, meist Eigentümer von ehemaligen Grundherrschaften. Das gemischt- und vor allem slo- wenischsprachige Gebiet weist hingegen vorwiegend eine kleinbäuerliche Struktur auf105. v. H. betrug. In demselben Jahre zählte man 16 deutsche Spar- und Darlehnskassen mit beschränkter Haf- tung und nur eine slowenische, acht deutsche Gewerbsgenossenschaften und keine slowenische, 20 deutsche landwirtschaftliche Wirtschaftsgenossenschaften und zwei slowenische, 13 deutsche Sparkassen und keine slowenische. Die Deutschen huldigen also dem Fortschritte viel mehr als die Slowenen und zeigen auch darin ihre Ueberlegenheit.“ 103 Vgl. beispielsweise O. Moro (mit einem Beitrag von U. Schabus), Volksordnung, in : Handwörterbuch des Grenz- und Auslanddeutschtums 3 (wie Anm. 86) 599–603. 104 Vgl. Walther Fresacher, Der Bauer in Kärnten 1–3 : 1 Die persönliche Stellung des Bauers in Kärnten ; 2 Das Freistiftrecht ; 3 Das Kaufrecht (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 31, 39, 43/44 Klagenfurt 1950, 1952, 1955) ; Janko Pleterski, Slowenisch oder deutsch ? Nationale Differenzierungspro- zesse in Kärnten (1848–1914). Übersetzungen aus dem Slowenischen Franci Zwitter. Bearb. und Einlei- tung Valentin Sima (Klagenfurt/Celovec 1996) 18–30, 110–145. 105 Eine aufschlussreiche Karte dazu, ergänzt durch den „Planungsatlas Lavanttal“, in : Elisabeth Lichtenber- ger, Der Strukturwandel der sozialwirtschaftlichen Siedlungstypen in Mittelkärnten, in : Geographischer
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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