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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 232 -
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232 Ulfried Burz Wuttes Antwort kam postwendend : So sehr auch die Anbringung von Porträts nahe liegt, so möchte ich Ihnen doch dringend raten, davon abzusehen. Die Auswahl ist ausserordent- lich schwer und schwere Verstimmungen sind unvermeidlich. […] Ich bin seinerzeit, als ich den ‚Kärntner Freiheitskampf‘ verfasste, vor derselben Frage gestanden und mit [Ludwig] Hülgerth126 übereingekommen, Namen soweit als möglich zu verschweigen, darum Ihr ver- geblicher Versuch, Namen zu finden ! Das hat natürlich auch nicht den Beifall der Beteiligten gefunden, aber doch schwere Verstimmungen vermieden, wie sie z.B. Perkonigs Buch127, das Persönlichkeiten hervortreten lässt, hervorgerufen hat.128 Bei der Neuauflage von „Kärntens Freiheitskampf“ im Jahr 1943 war eine Rücksichtnahme vor allem auf außenpolitische Rahmenbedingungen augenscheinlich nicht mehr notwendig. Wutte führte nun zahlrei- che Akteure des nationalpolitischen Ausschusses, des Heimatdienstes, namentlich an. In der Historiografie ist es bis heute eine der umstrittensten Fragen, wieweit maß- gebliche Funktionäre, höhere Militärs oder Politiker 1918 bis 1920 in Kärnten, egal ob es ein „Kampf“ mit „geistige[n] Waffen“ war oder ob sie „den Kampf mit der Faust unterstützt“haben129, für Österreich oder nicht in erster Linie für ein größeres Deutsch- land aktiv waren130. Dabei müssen die außerordentlichen politischen Rahmenbedin- gungen besonders berücksichtigt werden. Ein Teil des Landes durchlebte hautnah einen verlängerten Konflikt, der mit Waffengewalt ausgetragen wurde, eine Besatzungsmacht, die die längste Zeit eine brutale Repressionspolitik gegenüber der Bevölkerung ausübte. Hinzu kam, dass die überwiegende Mehrheit der Zeitgenossen von der Existenzfähigkeit des neuen Staates Österreich unmittelbar nach 1918 und lange Zeit darüber hinaus nicht überzeugt war. Kärntens historisch gewachsene Landeseinheit war 1918 bis 1920 konkret bedroht. Ein Anschluss an den wirtschaftlich und außenpolitisch bedeutsameren Nach- barn Deutschland schien gegenüber einem „Staat, den niemand wollte“, eine lohnende 126 Anm. Burz : Hülgerth war 1918/1919 offizieller militärischer Oberbefehlshaber des Landes Kärnten ; 1934– 1936 Landeshauptmann von Kärnten, 1936–1938 Vizekanzler der ständestaatlichen Republik Österreich. Vgl. Evelyne Webernig, Der Landeshauptmann von Kärnten. Ein historisch-politischer Überblick (Kla- genfurt 1987) 82–84. 127 Anm. Burz : Josef Friedrich Perkonig, Heimat in Not (Klagenfurt 1921). 128 Wutte an Lobisser, Klagenfurt, 07.11.1927, KLA, NLW, Schachtel 1, 90. 129 Wutte, Lebenslauf 1988 (wie Anm. 38) 15. 130 In der einschlägigen Historiografie werden dazu immer wieder Ausführungen von Hans Steinacher, Sieg in deutscher Nacht. Ein Buch vom Kärntner Freiheitskampf (Wien 1943) 6, 7, 317, 401, 413, zitiert, die aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu Recht als problematisch gelten. Im NL Steinacher, BAK, lassen sich ausreichend Belege dafür finden, dass der nicht nur in Kärnten aktive Volks- tumskämpfer 1943 das schrieb, wofür er 1920 tatsächlich gekämpft hat : in erster Linie für „sein“ Kärnten, dann für ein Großdeutschland und erst dann, wenn überhaupt, für ein Österreich. Zu biografischen Eckda- ten siehe Hans-Adolf Jacobson, Hans Steinacher. Bundesleiter des VDA 1933–1937 (Boppard am Rhein 1970) bes. XI–XVIII.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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