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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 234 -
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234 Ulfried Burz in Kärnten vom Landvolk als ‚Deutschländer‘ bezeichnet werden. Dem völkisch denkenden Österreicher aber gibt das jedesmal einen Stich. Nur jene kleine Gruppe, die einen ‚österreichi- schen Menschen‘ konstruieren und aus gewissen politischen Gründen im Gegensatz zum deut- schen Menschen stellen wollen, ist damit einverstanden. Alle aber, die für das deutsche Volk im Zusammenschluss das einzige Heil der Zukunft erblicken, sollten endlich einmal aufhören, vom ‚Deutschland‘ im Sinne von ‚Deutschem Reiche‘ zu sprechen.133 Bei einer Definition des Deutschland-Begriffes, im Sinne Wuttes, dass es ein geogra- fischer Raum ist, in dem sich „deutscher Volks- und Kulturboden decken“, drängt sich geradezu die Frage auf, wie dies für Kärnten zu interpretieren ist. Denn hier siedelte seit Jahrhunderten eine große slowenischsprachige Volksgruppe, lange vor der bayerisch- fränkischen Landnahme, die im neunten Jahrhundert erfolgte. Seine Sicht der Dinge erläuterte Wutte in einem Briefwechsel mit dem – nach 1945 politisch umstrittenen – Völkerrechtsgelehrten Theodor Veiter : Die Annahme eines slowenischen Kulturvolksbodens in Kärnten ist nach meiner Meinung unhaltbar und wäre höchst gefährlich. Volkskunde, Sied- lungsgeschichte, Kunstgeschichte und moderne Statistik zeigen, daß es kein geschlossenes slowe- nisches Gebiet, weder sprachlich noch völkisch in Kärnten gibt. Volkskundlich ist ganz Süd- kärnten vom deutschen Brauchtum u.s.w. – zu schweigen von höherer Kultur – durchtränkt. Und der Historiker erinnert, ohne Detailangaben zu machen, an Aufsätze von Hermann L’Estocq und an Georg Grabers Darstellungen über „Deutsche Einflüsse in Brauchtum, Sitte und Sage der Slowenen“.134 Und er warnt davor einen, wenn auch kleinen sloweni- schen Volkskulturboden anzunehmen, denn damit wird von Kärnten ein Stück abgetrennt. Das steht mit der seit 1848 bewährten Kärntner Landes-Politik in Widerspruch135. Wenige Wochen später spricht Wutte von einer slowenischen Volksgemeinschaft, die sich, um die Zugehörigkeitsfrage juridisch zu klären, konstituieren müsste : Das ist nur möglich durch einen Kataster und den wollen die slowenisch-nationalen Führer nicht, da sie die Zwischenstufe der ‚Windischen‘136 für sich in Anspruch nehmen, die nicht zu ihnen gehö- 133 Wutte an Wilhelm Volz, Klagenfurt, 01.12.1930, KLA, NLW, Schachtel 44, 1488. Volz war u.a. geschäfts- führender Vorsitzender der „Stiftung für deutsche Volks- und Kulturbodenforschung“ in Leipzig. 134 Vgl. allgemein : Sagen und Märchen aus Kärnten, hg. u. gesammelt v. Georg Graber (Graz 1935). 135 Wutte an Theodor Veiter, Klagenfurt, 18.01.1938, KLA, NLW Schachtel 2, 202. 136 Anm. Burz : Vgl. dazu : Martin Wutte, Deutsch – Windisch – Slowenisch (o. O. [Klagenfurt], o. J. [1927] ; Wilhelm Neumann, Das nationale Problem aus deutschkärntner Sicht, in : Kärnten (wie Anm. 20) 463– 493, zur „Windischen“-Theorie bes. 482–489 ; kontroversiell : Andreas Moritsch, Nationale Ideologien in Kärnten, in : Kärntner Slowenen/Koroški Slovenci 1900–2000. Bilanz des 20. Jahrhunderts, hg. v. dems. (Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja. Historische Reihe der Abteilung für Geschichte Ost- und Südosteuropas an der Universität Klagenfurt und des Bildungsheimes Sodalitas in Tainach/Tinje 7/Zgodo- vinska serija Oddelka za zgodovino vzhodne in jugovzhodne Evrope na Univerzi v Celovcu in Doma pros- vete Sodalitas v Tinjah/Tainach 7, Klagenfurt/Celovec/Ljubljana/Laibach/Wien/Dunaj 2000) 9–28, bes. 19–27.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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