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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951) 279 drohten96. Nachdem er auch schon seine im November 1922 gehaltene Antrittsvorlesung Metternich gewidmet hatte97, gelang es Srbik schließlich bereits 1925, zwei höchst vo- luminöse Bände „Metternich“ der Öffentlichkeit vorzulegen98, die sich jetzt freilich im Gegensatz zu seinen früheren Monografien ganz vorwiegend nur auf schon publiziertes Material stützten. „Metternich“ ist jenes Werk Srbiks, das sich am besten liest99. Keinen Vorzug stellt aber die geringe Distanz zwischen Autor und Objekt dar. Auch versucht Srbik seinen Titelhelden nicht aus Metternichs eigener, sondern vielmehr aus des Verfassers eigener Zeit heraus zu verstehen und zu rechtfertigen ; allzu bemüht versucht er dessen Relevanz für die eigene Gegenwart zu erweisen. Humor und Ironie fehlen auch hier so wie in allen anderen Schriften Srbiks völlig. Eine souveräne Art von Geschichtsschreibung, wie sie etwa für Jacob Burckhardt100 typisch ist, liegt auch hier nicht vor. Srbik hat sich in diesem Werk selbst als gemäßigten Konservativen bezeichnet101, was von seinem Zielpublikum gewiss mit Wohlgefallen aufgenommen worden ist, doch muss diese Selbstbeschreibung natürlich hinterfragt werden. Definiert man Konservativismus nicht etwa bloß als Bestreben, eigene Privilegien zu bewahren, sondern als grundsätzlich rationale und menschenfreundliche Skepsis gegenüber nicht zwingend gebotenen Ver- 96 Vgl. etwa Ma-Kircher, Dopsch (Bibl.) 141 : „Srbiks Darstellung eines erzkonservativen Protagonisten sprach die Einstellungen und Ängste weiter bürgerlicher Bevölkerungskreise an, die sich mit der sozialen und politi- schen Situation nach dem Umbruch nicht zurechtgefunden hatten.“ Einschlägig ist hier etwa auch die spätere große Wertschätzung Metternichs durch den konservativen US-Historiker Peter Viereck, vgl. zuletzt Reba N. Soffer, History, Historians, and Conservatism in Britain and America. The Great War to Thatcher and Reagan (Oxford 2009) 247f. 97 Heinrich von Srbik, Metternichs Plan einer Neuordnung Europas 1814/15. Antrittsvorlesung, gehalten an der Universität Wien am 16. November 1922, in : MIÖG 40 (1924/25) 109–126. 98 Beachtung verdient dabei auch die Wahl des Verlages, nämlich F. Bruckmann aus München. In diesem Verlag war Houston Stewart Chamberlains antisemitisches Machwerk „Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhun- derts“ (München 1899) erschienen, was Srbik gewiss bekannt war, und im Salon des Verlegersohnes Hugo, der übrigens 1917 bei F. Bruckmann vorübergehend ausgeschieden war, um einen eigenen, weniger erfolgrei- chen Verlag zu gründen, hatte am 23.12.1924 „Adolf Hitler seinen ersten Auftritt vor einem bildungsbürger- lichen Publikum“ (siehe jetzt Wolfgang Martynkewicz, Salon Deutschland. Geist und Macht 1900–1945 [Berlin 2009] 13 und passim), was Srbik gewiss nicht bekannt gewesen ist. Zu den beiden Verlagen Bruck- mann siehe auch Anne Bechstedt, Anja Deutsch, Daniela Stöppel, Der Verlag F. Bruckmann im Nationalsozialismus, in : Kunstgeschichte im „Dritten Reich“. Theorien, Methoden, Praktiken, hg. v. Ruth Heftrig, Olaf Peters, Barbara Schellewald (Schriften zur modernen Kunsthistoriographie 1, Berlin 2008) 280–311. 99 Golo Mann, Geschichte und Geschichten (Frankfurt/M. 1961) 488, meint jedoch : „formlos, schleppend“, vgl. auch Sweet, Writing (Bibl.) 44 mit Literatur. 100 Siehe zuletzt Kurt Meyer, Jacob Burckhardt. Ein Portrait (München 2009). 101 Srbik, Metternich 1 (wie Anm. 4) 49 : Der Autor „macht aus seiner maßvollen, historisch begründeten konservativen Überzeugung kein Hehl“.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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