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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951) 283 seine Initiative hin zwangsenthobenen Oncken nachzufolgen, schlug Srbik 1935 jedoch ebenso aus123. Das „Metternich“-Werk katapultierte aber Srbik nicht nur an die Spitze der deutsch- sprachigen Historikerzunft, es wurde auch zum erhofften Publikumserfolg, mit dem mit- telbaren Resultat, dass der hochbegabte und hochgebildete konservativ-legitimistische Schriftsteller Hanns Saßmann124 ein „Metternich“-Drama verfasste, das 1929 am Burg- theater mit dem Starschauspieler (und späteren NS-Gegner) Raoul Aslan in der Haupt- rolle zur Aufführung gelangte125. Nicht zuletzt der auf diese Weise erlangten Popularität ist wohl auch der Umstand zuzuschreiben, dass der großdeutsch orientierte Bundeskanz- ler Johann Schober126 Srbik als Bundesminister für Unterricht in sein drittes Kabinett (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 6, Heidelberg 2004) 51 ; Klee, Personenlexikon (Bibl.) 160f. 123 Karsten Jedlitschka, Wissenschaft und Politik. Der Fall des Münchner Historikers Ulrich Crämer (1907– 1992) (Ludovico Maximilianea Universität Ingolstadt-Landshut-München, Forschungen und Quellen, For- schungen 219, Berlin 2006) 402 ; Srbik, Korrespondenz (Bibl.) Nr. 274 ; vgl. auch Derndarsky, Österreich (Bibl.) 110–117 ; Heiber, Frank (wie Anm. 118) 699f.; Gernot Heiss, Von Österreichs deutscher Vergan- genheit und Aufgabe. Die Wiener Schule der Geschichtswissenschaft und der Nationalsozialismus, in : Will- fährige Wissenschaft. Die Universität Wien 1938–1945, hg. v. dems., Siegfried Mattl, Sebastian Meissl, Edith Saurer, Karl Stuhlpfarrer (Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik 43, Wien 1989) 39–76, 46f., 68 Anm. 81 ; Friedrich Meinecke, Werke 6 : Ausgewählter Briefwechsel, hg. v. Ludwig Dehio, Peter Classen (Stuttgart 1962) 154. Laut Adam v. Wandruszka, Österreichs Stellung in der deutschen und europäischen Geschichte, in : Österreich zwischen Deutschland und Europa (Schriftenreihe der Vereinigung Vorarlberger Akademiker 3, Bregenz 1962) 9–24, hier 9 erklärte Srbik seinen damaligen Verbleib in Wien seinen Studenten gegenüber so, „daß er in Österreich ‚an der Front‘ bleiben und sozusagen nicht zum ‚Gene- ralstab‘ nach Berlin gehen wolle“, womit natürlich nur gemeint sein konnte, dass er den „Anschluss“ Öster- reichs an Nazideutschland lieber vor Ort in Wien (natürlich auch nur mit der Feder) erkämpfen als in Berlin bloß strategisch mitvorbereiten wollte, und das ist denn auch eine völlig plausible Erklärung. Wandruszka selbst suggeriert dem Leser freilich vielmehr, Srbik habe eigentlich aus Abscheu vor dem Nationalsozialismus nicht nach Berlin gehen wollen, was jedoch nicht zutrifft (siehe unten). Gemäß Borodajkewycz, Srbik (1978) (Bibl.) 10 fürchtete Srbik (zumindest auch), an der Universität Berlin in eine Schlangengrube zu ge- raten : „als ihn die Berliner Universität 1935 als Nachfolger des gestürzten Hermann Oncken auf den ersten geschichtlichen Lehrstuhl Deutschlands berief, lehnte er diese einem Österreicher noch nie zuteil gewordene Auszeichnung ab, als er erkannte, daß ihn eitle akademische Intriganten vor ihren eigenen Wagen spannen wollten“. Außer Zweifel steht, dass Solidarität mit dem von seinem eigenen Schüler Frank mit unerbittlichem Hass verfolgten Oncken keine Rolle spielte. 124 Saßmann verfasste auch ein vergleichsweise kluges Buch über das Wesen des in seinen Augen typisch öster- reichischen Menschen : Das Reich der Träumer. Eine Kulturgeschichte Österreichs vom Urzustand bis zur Republik (Berlin 1932), das dann für einige Jahre in Nazideutschland verboten war ; vgl. Klaus Amann, Zahltag. Der Anschluß österreichischer Schriftsteller an das Dritte Reich (Bodenheim 1996) 155. 125 Auch dieses Schauspiel war wiederum so erfolgreich, dass Saßmann Metternich schließlich noch in zwei weiteren Theaterstücken auf die Bühne brachte : „Haus Rothschild“ und „1848“. 126 Art. „Schober, Johann“ in : Österreich-Lexikon 3 (Bibl.) 156f.; G[ertrude] Enderle-Burcel, Schober Johannes, in : ÖBL 10 (Wien 1994) 423–425 mit Literatur ; Rainer Hubert, Schober. „Arbeitermörder“
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
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