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292 Martina Pesditschek
IX.
Auch sonst suchte Srbik zwischen 1933 und 1938 die Interessen der Nationalsozialisten in
Österreich und dem Dritten Reich zu vertreten und zu fördern. So publizierte er regelmä-
ßig in „Die Warte“162, dem Nachfolgeorgan der mittlerweile verbotenen Zeitschriften „Der
Anschluß“ und „Deutsche Einheit“, deren einziger Erscheinungszweck die Herbeiführung
des „Anschlusses“ war163, trat im einschlägigen „Deutschen Klub“ und im „Österreichisch-
Deutschen Volksbund“ (der „Die Warte“ herausgab) aktiv auf164 und beteiligte sich auch
am Zustandekommen des sogenannten Juliabkommens von 1936165, das den Interessen der
österreichischen Nationalsozialisten weitgehend entgegenkam166. 1937 unterstützte er mit
seiner Unterschrift das schlussendlich gescheiterte Projekt der Etablierung eines „deutsch-
nationalen Vereins“ mit Namen „Deutsch-Sozialer Volksbund“, der in den Worten Papens
„der Österreich-Ideologie und dem Legitismus wirksamer als bisher“ begegnen sollte167. Bei
der Unterschriftenaktion „Österreichische Deutsche zur Saarabstimmung“ am 13. Januar
1935 „unterschrieben zum großen Befremden vaterländischer Kreise Leute wie [Josef] Nad-
ler und Srbik, Viktor Geramb, Prinz Rohan, Max Mell, Friedrich Schreyvogl u.a.“, und dies
sogar im Gegensatz zu Edmund Glaise-Horstenau, Oswald Menghin und Bruno Brehm168.
Schon zuvor hatte Srbik „eine Erklärung gegen den status quo […] in der in Österreich
verbotenen ,Germania‘ Papens“ abgegeben169. Als Srbiks „Freund“ Meinecke ebenfalls
162 Ebenso beachtenswert war Srbiks „Mitarbeit [bei] und Förderung“ der Zeitschrift „Volk und Reich“ (seit
1925), siehe Moos, Bildungsbürgertum (Bibl.) 131f. Weniger eindeutig war (s)eine Mitwirkung bei der
Zeitschrift „Schönere Zukunft“, vgl. zu dieser Peter Eppel, Zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Die Haltung
der Zeitschrift „Schönere Zukunft“ zum Nationalsozialismus in Deutschland 1934–1938 (VKGÖ 69, Wien/
Graz 1980), wo 324–328 speziell zu Srbik.
163 Vgl. Moos, Bildungsbürgertum (Bibl.) 134 ; Sigurd Paul Scheichl, Literatur in österreichischen Zeit-
schriften der dreißiger Jahre. Mit einem bibliographischen Anhang, in : Österreichische Literatur der drei-
ßiger Jahre. Ideologische Verhältnisse. Institutionelle Voraussetzungen. Fallstudien, hg. v. Klaus Amann,
Albert Berger (Wien/Köln 1990) 178–211, hier 205.
164 Vgl. Moos, Bildungsbürgertum (Bibl.) 132–135 ; zum „Deutschen Klub“ siehe jetzt auch Jakob Stuchlik,
Der arische Ansatz. Erich Frauwallner und der Nationalsozialismus (SB Wien 797, Wien 2009) 124, 128.
165 Dazu jetzt grundlegend Gabriele Volsansky, Pakt auf Zeit. Das Deutsch-österreichische Juli-Abkommen
1936 (Böhlaus zeitgeschichtliche Bibliothek 37, Wien 2001).
166 Vgl. Srbik, Korrespondenz (Bibl.) Nr. 289 : An der Vorbereitung des Abkommens am 11. Juli war ich nicht ganz
unbeteiligt. Den Eintritt in die Regierung habe ich bereits im Mai abgelehnt, da damals die Situation noch nicht
reif genug war […]. Jedenfalls ist das Abkommen ein Anfang, dessen innerpolitischer Ausbau noch fehlt, aber wohl
mit innerer Gesetzlichkeit kommen muss.
167 Siehe Volsansky, Pakt (wie Anm. 165) 87f.
168 Amann, Zahltag (wie Anm. 124) 127.
169 Walter Ferber, Geist und Politik in Österreich. Die Intelligenz und der Nationalsozialismus vor dem
Anschluß (Konstanz 1955) 22.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien