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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 304 -
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Seite - 304 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2

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304 Martina Pesditschek des Holocaust auch noch unvorstellbar gewesen sein mag, so hat er hier doch wie auch im Fall der Tschechen auf einen wehrlos auf dem Boden liegenden Gegner brutal einge- treten. Srbik ist des Weiteren offenkundig der Meinung gewesen, dass die von ihm die längste Zeit behaupteten besonders „kostbaren“ geistig-seelischen Anlagen des deutschen Volkes genetisch bedingt waren. „Bluterbe“ war eines seiner Lieblingswörter, und der Begriff diente evidentermaßen nicht nur zur Erklärung äußerlicher Eigenschaften. Er hat sich schließlich im zweiten Band seines Spätwerks „Geist und Geschichte“ äußerst respekt- voll218 über die nationalsozialistische Rassendoktrin und deren Ahnherren geäußert219 und sich von dieser schließlich nur in einer Art und Weise distanziert220, die wohl auch noch den Beifall eines Houston Stewart Chamberlain, Julius Evola oder Alfred Rosen- berg hätte finden können221. Freilich hat Srbik in der Regel immer „völkisch“ und nicht Österreich [Bibl.] 130f., 487f.) und dann auch noch Srbiks Brief an Rothfels (Korrespondenz Nr. 375 von Mitte Februar 1949, vgl. Winfried Schulze, Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945 [München 1989] 128f.) bzw. das durchaus warmherzige Gedenken von Hans Rothfels (Rothfels, Geschichtswissenschaft [wie Anm. 170] 95) einerseits und von Engel-Janosi sowohl in seinem Nachruf auf Srbik (Engel-Janosi, Srbik [Bibl.] 78f.) als auch in seinen Memoiren (ders., Erinnerungen [wie Anm. 53] 101, 155, 158) an- dererseits. Es war Srbik auch peinlich, die „unarischen“ Mitglieder der von ihm nunmehr präsidierten Aka- demie mit von ihm selbst gefertigten Briefen von ihrem Hinauswurf in Kenntnis zu setzen – deshalb suchte er diese über Dritte zu einem freiwilligen Austritt zu bewegen. Srbik war hier das Opfer seiner bürgerlichen Erziehung, in der rüpelhaftes Verhalten gegenüber tatsächlich nicht im mindesten „artfremden“ Angehörigen der eigenen Gesellschaftsschicht nicht vorgesehen war. 218 Bemerkenswerterweise respektvoller als 1910 in einer Rezension, vgl. Heinrich Ritter v. Srbik : Historische und politische Aufsätze von Otto Hintze, in : Zs. für die österreichischen Gymnasien 61 (1910) 1114–1116, hier 1115 („[…] wo ein kräftiges Wörtlein für die Bedeutung der romanisch-germanischen Kulturwelt ge- genüber Gobineau und Chamberlain eingelegt und gezeigt wird, durch wie mannigfache Momente die alten Rassen vermischt, verändert, neue Rassen teils durch das Staatsband selbst gebildet werden“). 219 So heißt es etwa über Ludwig Schemann, Gobineaus Übersetzer und eifrigsten Propagandisten im deutschen Sprachraum : „Dieser ehrliche Wahrheitssucher von heißer Volks- und Vaterlandsliebe hat sich als Verfasser der ‚Rassenfrage im Schrifttum der Neuzeit‘ […] einige wissenschaftliche Verdienste erworben“ (Srbik, Geist 2 (wie Anm. 14) 357f.). 220 Ebd. 360 : „Die historische Empirie erkennt vielmehr Lösungen des Geistigen vom Biologischen und Rück- wirkungen des Geistes auf das Bluterbe, und dieselbe Empirie lehrt die Rassenmengung in allen Völkern nicht etwa nur unter dem Gesichtspunkt verderblicher ‚Entnordung‘ und notwendiger ‚Aufnordung‘, son- dern oftmals auch als werteschaffend beurteilen. […] Begegnung mit fremder Art bedeutet keineswegs nur Überfremdung, sie kann vielmehr die eigene Art zu geläuterter Bewußtheit und zu erhöhter Ebene führen […]. Die Lehre aber von der deutschen Auserwähltheit und Sendung […], der Hymnus auf das nordische Blut führten durch Überspannung und Maßlosigkeit und durch die Suggestion im Seelenleben der Masse zur unheilvollen Verdrängung der Abendland- und Menschheitsvorstellung der edelsten deutschen Geisteszeiten […].“ Vgl. 238 auch den Satz „Die geistigen Tendenzen sind auch naturhaft bestimmt“. 221 Vgl. Pesditschek, Barbar (wie Anm. 106) 310–312.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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