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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951) 315 XI. Anfang März 1945 konnte sich Srbik dank einer mit Ende April befristeten Urlaubser- laubnis, die er im Hinblick auf einen Bronchialkatarrh beantragt hatte266, aus dem schon von der Roten Armee bedrohten Wien auf seinen Zweitwohnsitz in Ehrwald zurück- ziehen. Dort erlebte er dann nicht nur das Kriegsende, sondern auch seine umgehende Entlassung. Er wurde per 1. Oktober 1945 vom Dienst enthoben und erhielt schon von April 1945 an bis März 1948 keinerlei Bezüge ; darüber hinaus wurde er von französischen Besatzungsorganen mehrmals in Haft genommen und musste sich zunächst wöchentlich bei der Gendarmerie melden. Schließlich wurde er als minderbelastet eingestuft und am 17. März 1948 in den dauernden Ruhestand versetzt267 ; Ende 1948 lebte auch seine Mit- gliedschaft in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wieder auf268. Dass er nun gleichwohl in Ehrwald verblieb und Wien offenkundig bis an sein Lebensende gemie- den hat, dürfte wohl in einer verständlichen Furcht vor sowjetischen Besatzungsorganen begründet gewesen sein. Srbik entfaltete in seiner „Exil“-Zeit eine ganz erstaunliche Pro- duktivität. Die zweite, vermehrte und verbesserte Auflage von „Wallensteins Ende“ und der dritte „Metternich“-Band, beide postum von Borodajkewycz herausgebracht, wurden schon erwähnt. Srbik publizierte auch viele Aufsätze, von denen freilich wiederum ein Gutteil nur Glaubensbekenntnisse gewesen sind269. Er übernahm auch 1946 vom Ver- 266 Derndarsky, Österreich (Bibl.) 494 (Rechtfertigungsschreiben Srbiks vom 03.09.1945). Bereits am 25.02.1945 kündigte Srbik Bauer gegenüber an, sich aus gesundheitlichen Gründen nach Ehrwald begeben zu wollen, Eduard Pernkopf sollte nach seinem Willen die Obsorge über die Akademie […] übernehmen ; dabei beteuerte er, nur zwei Wochen Aufenthalt in Tirol und nicht Fahnenflucht zu planen : Srbik, Korrespondenz (Bibl.) Nr. 374. 267 Zu den Unbillen, denen Srbik damals ausgesetzt war, vgl. etwa Fellner, Srbik (2002) (Bibl.) 340 ; hier findet sich 344 auch folgendes Urteil : „[…] es wurde seine Geschichtsauffassung, sein Lebenswerk verfemt, verurteilt“ ; „Ihm, dem Historiker, […] ist nicht nur politisch nach 1945 Unrecht geschehen, sondern wird von einer jüngeren Generation bis heute Verständnislosigkeit entgegengebracht, weil man aus der Selbstge- rechtigkeit der eigenen ideologischen Position heraus sich den Blick auf die historische Situation, in der Srbik gewirkt hat, wirken mußte, verstellt.“ Vgl. dazu vielmehr S. 289–291. 268 Gernot Heiss, Von der gesamtdeutschen zur europäischen Perspektive ? Die mittlere, neuere und österrei- chische Geschichte, sowie die Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien 1945–1955, in : Zukunft mit Altlasten. Die Universität Wien 1945 bis 1955, hg. v. Margarete Grandner, Gernot Heiss, Oliver Rathkolb (Querschnitte 19, Innsbruck/Wien/München/Bozen 2005) 189–210, hier 190 ; vgl. Ma- tis, Anpassung (wie Anm. 194) 15 Anm. 12. 269 Vgl. etwa Heinrich (Ritter von) Srbik, Schöpferische Geschichtserkenntnis. Vom „Umschreiben“ der Ge- schichte, in : Wissenschaft und Weltbild 3 (1950) 49–53 ; ders., Das Problem der österreichischen Ge- schichtsschreibung, in : Wissenschaft und Weltbild 3 (1950) 374–376, 422–425 (schließt 425 mit dem altbe- kannten Credo „Eine übernationale Ordnungsidee für das Zusammenleben im ostmitteleuropäischen Raum und die Führung, nicht Beherrschung der Gleichberechtigten durch den deutschen Stamm in Österreich wäre eine Notwendigkeit und ein Segen für alle gewesen“) ; ders., Bismarck-Kontroverse (wie Anm. 7) ;
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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