Seite - 323 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Bild der Seite - 323 -
Text der Seite - 323 -
Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951) 323
XII.
Nach dreitägiger Krankheit starb Srbik am 16. Februar 1951 in Ehrwald304. „Unter den
vielen Kondolenten aus Wissenschaft und Kunst befinden sich auch der deutsche Bun-
despräsident Professor Heuß und der Chef des Hauses Habsburg.“305 Beim „Leichenbe-
gängnis Srbiks in Ehrwald“ aber waren „weder die Akademie der Wissenschaften noch die
Wiener Universität noch die Regierung direkt vertreten“.306 Die Gemeinde Ehrwald hat
später eine Verkehrsfläche, nämlich den Dr.-Heinrich-Srbik-Weg nach ihm benannt307.
Gleichsam offiziell rehabilitiert wurde Srbik, als sein 80. Geburtstag am 17. Novem-
ber 1958 an seiner ehemaligen Wirkungsstätte, der Universität Wien, im Kleinen Fest-
saal gefeiert wurde. Eingeladen hatte zwar der „Allgemeine Deutsche Kulturverband“,
jedoch sprachen als offizielle Vertreter der Universität sowohl der damalige Rektor Erwin
Schneider als auch der damalige Dekan Albin Lesky „Worte des Grußes im Gedenken an
Heinrich v. Srbik“308. Dabei äußerte der Rektor den folgenden Wunsch : „Mögen sich
noch viele Generationen vor seinem Schatten neigen.“309 1970 gab es sogar die Bestre-
bung, eine Büste Srbiks im Arkadenhof des Hauptgebäudes der Universität Wien aufzu-
stellen310. Wenn dieser Plan schlussendlich auch nicht realisiert wurde, so ist es doch bis
heute, wie schon gleich zu Beginn erwähnt, die Communis opinio gewesen, dass Srbik
tatsächlich als ein Biedermann anzusehen ist, der Brandstiftern nur aus Naivität und Gut-
herzigkeit Kost und Logis in seiner Wohnung gewährt hat, sieht man von einigen wenigen
dissidenten Autorinnen und Autoren ab, die freilich eher schon in jedem Biedermann eo
ipso einen Brandstifter zu sehen scheinen.
Hingegen hoffe ich hier – ganz ohne die zuletzt genannte automatische Gleichsetzung
zu akzeptieren – gezeigt zu haben, dass Srbik in Wirklichkeit selbst ein Brandstifter in der
Maske eines Biedermannes gewesen ist, ein in seinen Äußerungen niemals vertrauenswür-
304 Gschliesser, Srbik (Bibl.) 233.
305 Wrabetz, Srbik (Bibl.) 30 ; vgl. Posch, Srbik (Bibl.) 193 („[…] daß aber die Schreiben Ottos von Habs-
burg und Erzherzogs Eugen sich durch besondere Herzlichkeit auszeichnen und dankbar der Verdienste ge-
denken, die der große Historiker Srbik sich um das Andenken Österreichs und seiner Dynastie erworben
hat“) und Spitzmüller, Ursach (wie Anm. 154) 405 („hat […] den großen Toten in sehr warmer und
objektiver Weise gewürdigt“).
306 Spitzmüller, Ursach (wie Anm. 154) 405.
307 http ://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Srbik (letzter Zugriff 08.03.2010).
308 BAK, N 1323, 21.
309 Wrabetz, Srbik (Bibl.) 30. Bei dem so von Wrabetz wiedergegebenen Wunsch des Rektors handelte es
sich übrigens um die Abwandlung eines ursprünglich auf Ranke gemünzten Srbik-Zitates „Vor seinem
Schatten mögen sich noch viele Geschlechter in Ehrfurcht neigen !“ ; genau dies wünschte seinem Lehrer
Wandruszka, Srbik (1978/79) (Bibl.) 365.
310 Pitcher, Srbik (Bibl.) 263 Anm. 36.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien