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2 Einführung
Die Sängerin Marianne Pirker, geborene Geiereck, ist neunzehnjährig 1736 zum ersten
Mal als Mitglied der Mingottischen Truppe nachweisbar, die sich damals zur Zeit des
Karnevals und der Herbstmesse in Graz aufhielt. Die Sängerin war zu jenem Zeitpunkt
schon mit dem Geiger Franz Josef Karl Pirker verheiratet, der Konzertmeister der Truppe
war. Er wurde in Salzburg geboren, besuchte dort die Lateinschule und war in der zweiten
Hälfte der 1720er-Jahre am Wiener Kärntnertortheater tätig.5 In erster Ehe war er mit
der Sängerin Josepha Susanna Geiereck verheiratet,6 die jedoch bereits 1734 verstarb.
Marianne war seine zweite Frau und, wie der Mädchenname vermuten lässt,7 eine jüngere
Schwester Josephas. Dem Paar wurden zwischen 1737 und 1741 drei Töchter geboren,
von denen die dritte offenbar aber das Kleinkindalter nicht überlebte.8 Zu Beginn der
Saison 1743/44 ging das Ehepaar nach Italien,9 wo 1746 in Bologna eine vierte Tochter
geboren wurde,10 die zunächst in die Obhut eines Klosters gegeben wurde. Franz und
Marianne Pirker verließen Italien erst wieder im Laufe des Sommers 1746 und reisten
im Herbst desselben Jahres nach London. Anlass war ein Engagement Mariannes als
Gesangssolistin (wahrscheinlich zugleich mit dem von Franz als Orchestergeiger) für
die Opernsaison 1746/47 bei der Middlesex-Opernunternehmung, die das King’s Theatre
am Haymarket bespielte. Da der Tenor Francesco Borosini, der wie Marianne zum
Ensemble gehörte, London zu Saisonende nur mithilfe eines Darlehens der Pirkers wie-
der verlassen konnte,11 ist davon auszugehen, dass das Impresariat des Charles Sackville
Earl of Middlesex bereits zu Beginn des Jahres 1747 ¿nanzielle Schwierigkeiten hatte.
Die Gagen für die nachfolgende Saison 1747/48 wurden jedenfalls nachweislich nicht
mehr vertragsgemäß ausgezahlt, weshalb der Vermieter der Pirkers bis zur Bezahlung
ihrer inzwischen aufgelaufenen Schulden ihren Koffer als Pfand kon¿szierte. Die Opern-
saison endete im Mai, doch erst Ende August 1748 reiste Marianne aus London ab,12
um sich in Hamburg der Operntruppe Pietro Mingottis anzuschließen, der sie bereits
vor ihrem Italienaufenthalt angehört hatte. Das Ensemble stand damals im Begriff, für
die Spielzeit 1748/49 nach Kopenhagen zu gehen. Bereits in der ersten Maihälfte 1748
5 Sommer-Mathis, Andrea: Die Anfänge des Wiener Kärntnertortheaters zwischen deutschsprachi-
ger Stegreifkomödie und italienischer Oper, in: Divadelní Revue 2015), S.139 –152: 147 bzw.
dies.: Von der hö¿schen zur öffentlichen Oper. Die Anfänge des Kärntnertortheaters als Opern-
bühne in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: Dominique Meyer u. a. (Hg.), Geschichte der
Oper in Wien, Bd. 1: Otto Biba
/ Herbert Seifert (Hg.), Von den Anfängen bis 1869, Wien - Graz
2019, S. 76 –99: 84.
6 Sommer-Mathis, Die Anfänge des Wiener Kärntnertortheaters, S. 150 bzw. 97.
7 Der Mädchenname Mariannes ist den Grazer Taufeinträgen ihrer ersten drei Töchter zu entneh-
men, siehe Haidlen, Marianne Pirker, S. 79.
8 Maria Aloysia Anna Josepha am 27. Juli 1737, Rosalia Maria Anna Cajetana am 21. September
1738, Maria Ludovica Aloysia am 1. April 1741.
9 Siehe Schreiben Mariannes an Pietro Vendramin vom 11. Mai 1743 (1).
10 Maria Viktoria, genaues Geburtsdatum unbekannt.
11 Brief Rosa Borosinis an Marianne vom 31. Mai 1748 (3).
12 Brief Mariannes aus Harwich vom 24. August 1748 (9).
Die Operisti als kulturelles Netzwerk
Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker, Band 1 & 2
- Titel
- Die Operisti als kulturelles Netzwerk
- Untertitel
- Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker
- Band
- 1 & 2
- Herausgeber
- Daniel Brandenburg
- Verlag
- Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8898-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 1048
- Kategorie
- Kunst und Kultur