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(s. dazu Brief vom 3. September 1748, 13), weil sie auf ihrem Weg nach Hamburg nicht über
Land und Den Haag gereist ist. Für die abweisende Haltung, die er Marianne unterstellt,
macht er u. a. seinen Stand als „Mann ohne Bart“, also Kastrat, verantwortlich, aufgrund
dessen er nicht wirklich ernstgenommen werde. Mit dieser Selbsteinschätzung offenbart
er den KonÀikt zwischen künstlerischer Anerkennung und gesellschaftlicher Verachtung,
dem die Evirati ausgesetzt waren. Jozzis Verweise auf angebliche Affären Mariannes
mit anderen Männern (Mingotti , „Amico di Vienna“) und die Quellen diesbezüglicher
Informationen lassen sich deshalb partiell auch als Klage über einen gesellschaftlichen
Status der Emargination lesen. Typisch für Jozzis Briefstil ist der häu¿ge Gebrauch der ab-
gekürzten, nicht immer eindeutig aufzulösenden Schmähungen, insbesondere „b« f«“.
EINZELSTELLENKOMMENTAR:
> senza la minima dicitura Toscana:@ Ohne jeglichen toskanischen Zungenschlag.
> Raffaelle, non d’urbino il virtuoso, e Galantuomo, ma di Toscana, il Garzone:@
Anspielung auf Raffaele Sanzio, Künstler aus Urbino und Raffaele Turcotti , den „Lauf-
burschen“ aus der Toskana.
> b.. f«to:@ Injurie, vielleicht aufzulösen mit „barone fottuto“ (s. Brief vom 17.
September 1748, 19).
> la sua stimatis>si@ma del 30: Luglio passato da Londra:@ Ein Brief Mariannes
an Jozzi unter diesem Datum ist nicht überliefert.
> Lapis:@ Sante Lapis , Impresario.
> il giorno di nascita dell’Elettore:@ Clemens August, Kurfürst von Köln hatte am
16. August Geburtstag.
> Stella:@ Giovanna Della Stella , Sängerin.
> Renard:@ Diener Jozzis .
> gli amori « con questo Signor Impressario:@ Jozzi unterstellt Marianne eine
Affäre mit dem Impresario Pietro Mingotti .
> Secretario del Conte Losi di Dresda:@ Jozzi meint hier wahrscheinlich den
Sekretär eines Mitglieds der Familie von Loß, möglicherweise des Diplomaten Christian
Graf von Loß (1697–1770) oder des sächsischen Gesandten in Frankreich, Johann Adolph
Graf von Loß (1690 –1759) (Matzke, Gesandtschaftswesen, S. 349f.).
> suo Amico di Vienna:@ Auf wen Jozzi anspielt, ist nicht ersichtlich. Denkbar
wäre, dass es sich um Francesco Borosini handelt.
> il pi gran c«:@ Aufzulösen als: „il pi gran coglione“, der größte Dummkopf.
> le Povere Waf¿nton:@ Margaret Wof¿ngton war eine irische Schauspielerin
und bekannt für ihre Liaison mit David Garrick sowie zahlreiche weitere Affären. Ihre
Schwester Mary war ebenfalls Schauspielerin.
> Giustina Turcotti:@ Maria Giustina Turcotti , Sängerin.
> medema:@ „medesima”, dieselbe.
> avrebbe rotto le corna al caro Signor b« f« Checchini:@ Wahrscheinlich
der Tenor Franz Werner Die Auslassung steht hier für eine Injurie, AuÀösung unklar.
Die Operisti als kulturelles Netzwerk
Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker, Band 1 & 2
- Titel
- Die Operisti als kulturelles Netzwerk
- Untertitel
- Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker
- Band
- 1 & 2
- Herausgeber
- Daniel Brandenburg
- Verlag
- Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8898-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 1048
- Kategorie
- Kunst und Kultur