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102 Edition der Briefe
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30 Brief Nr. 21
Franz Pirker aus London an Marianne Pirker in Hamburg,
19. September 1748
A Madame
Madame Marianne Pirker pres>entement@ à Hambourg.
No x> 8. vom 19t>en@ >septem@bris 1748
London den 19t>en@ >septem@bris A>nno@ 1748
Allerliebste Marianna
Heüte erhalte dein werthestes zwar sehr kurzes vom 13t>en@ also in 7 Dägen. Mich
erfreüet es von Herzen, daß es dir gut gehet, und du dich divertirest, wann es nur
ohne meinen Schaden geschiehet. Heüte habe auch vom Jozzi Brief bekommen.
Er ist jezt ohne seinen Compagni, und hauset sehr über die Welschen. Er bedauret
Uns entsezlich, und ich glaube ihm, dann er hat niemahl so aufrichtig geschrie-
ben. Wegen der Matrazzen werde ich nicht vergessen. Die Aria kenne ich nicht
von was für einen Meister seye, od>er@ aus was für einen Original>,@ weil du nicht
sagst was eüer Opera die erste seye, wo du singst. Wann es Clemenza di Tito, so
habe observiret, daß dein Part unvergleichlich, aber für die Arien ist es eben
so leicht nicht welche a propos zu ¿nden. Die vom Hasse sind schön in dieser
Opera, wann du sie hättest, und just wegen der ersten war ich besorget. Ich hoffe,
du wirst nicht zu kurz kommen, und dir vileicht besser zu rathen wissen als
andere. Seye beherzt beym Proben, und giebe dir ein wenig Aire, sage deine
Meinung Monsieur Gluck /: dem ich mich empfehl>en@ lassen wie auch allen
andern guten Freünden :/ er wird das Orchester schon zu raison bringen. Deine
Übrige Comissiones werde ich ausrichten. Ein kleines accidens muß ich dir er-
zehlen, wie ich deinen Brief auf den Tisch gelegt kommt die Mi beriecht, und
caressirt ihm mit stossen, nimmt ihn ins Maul, und will mir ihn wegtragen. jezt
komm ich auf ein grösseres. Mittwochs, da ich nichts weniger als dieses gedachte,
kamm>en@ wieder auf der Gassen 2 Belli, und sagen mir sie hatten ein Wright
wieder mich, ich liesse mir solchen weisen und funde, daß des realj Nahmen
darunter. Ich berufte mich auf die Protection, kunte aber sonst nichts ausrichten,
als daß sie mit mir in mein Haus giengen, und in der rage hörte ich nicht>,@ daß
sie bey ersten Gruß dem Realj selbst den arrest ankündigten, sondern ich gienge
gleich zum Haus wieder hinaus und ließ den Haußherrn mit ihnen im Haus, lieffe
nach den Grafen Haßlang, und weil der secrit>ario@ selbst glaubte, daß der Haus-
herr diesen Streich gespielet habe, kammen wir beede ganz erhizt zuruck. da fand
sichs nun, daß der Realj den termin der gegeben>en@ Caution wegen der Taba-
quieren verstreichen lassen, obwohl er geschwor>en@, er seye weg etlichmahl
bey ihm gewest, und zahlen wollen, hätte sie ihn aber niemahlen angetroffen. da
Die Operisti als kulturelles Netzwerk
Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker, Band 1 & 2
- Titel
- Die Operisti als kulturelles Netzwerk
- Untertitel
- Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker
- Band
- 1 & 2
- Herausgeber
- Daniel Brandenburg
- Verlag
- Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8898-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 1048
- Kategorie
- Kunst und Kultur