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Opfernarrative in transnationalen Kontexten
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Opfer ausstellen    57 ten. Ich werde unten ausfĂŒhrlicher auf dieses Museum – das AushĂ€ngeschild der Fidesz’schen Geschichtspolitik – eingehen. Halten wir zunĂ€chst fest, dass die Universalisierung des Holocaust im slowakischen Fall dazu gefĂŒhrt hat, dass Pri- vatfotos und Namen jĂŒdisch-slowakischer Holocaust-Opfer ausgestellt wurden, wĂ€hrend im ungarischen Fall die Einzelnen zu einer uniformen Masse werden, die das vom sowjetischen Panzer bedrohte Kollektivopfer Ungarn verkörpert. 2 Hierarchie der Sichtbarkeit und Individualisierung: ‚Unsere‘ und ‚ihre‘ Opfer Im Folgenden geht es um die Unterschiede zwischen der Darstellung ‚unserer‘ und ‚ihrer‘ Opfer, die sich in beiden Typen von Museen finden. In jenen Museen, die – wie etwa das Jasenovac-Gedenkmuseum in Kroatien und das Museum des Slowakischen Nationalaufstands – den Holocaust als Zivilisationsbruch ver- stehen, werden die jĂŒdischen Opfer individuell und somit Empathie weckend dargestellt, wĂ€hrend andere Opfer rassischer Verfolgung, vor allem Roma und Romnija, bisher keinerlei internationale Signalfunktion haben und im harmlo- seren Fall weniger Aufmerksamkeit, im schlimmeren eine höchst stereotype Dar- stellung erfahren. Am Beispiel des litauischen Museums der Genozidopfer wird hingegen die andere Seite der Universalisierung aufgezeigt: Nach langem Wider- stand wurden 2011 auch die jĂŒdischen Holocaust-Opfer – ‚ihre‘ Opfer – in die Aus- stellung aufgenommen, jedoch als bloße Zahlen, eine anonyme Masse im Gegen- satz zur individualisierenden Darstellung ‚unserer‘ ethnisch-litauischen Opfer. 2.1 Individualisierung ohne Roma in Kroatien und der Slowakei In den Debatten im Vorfeld der 2006 eröffneten Ausstellung in der kroatischen staatlichen GedenkstĂ€tte Jasenovac auf dem GelĂ€nde des von 1941 bis 1945 betrie- benen UstaĆĄa-Konzentrationslagers fĂ€llt wie im slowakischen Fall die ‚Anrufung Europas‘ auf. Man habe die Ausstellung „in Zusammenarbeit mit internationalen Experten“ entwickelt, damit sie „international erkennbar und im Kontext inter- nationaler Standards“ zu verstehen sei, so die Museumsdirektorin („Seminar s međunarodnim stručnjacima“ 2004). Im Gegensatz zum slowakischen Museum stehen hier deshalb – und aufgrund der Funktion des Museums im Kontext einer KZ-GedenkstĂ€tte – die individuellen Opfer im Vordergrund. Neben Videos mit Überlebendenberichten sind Glastafeln mit den Namen der Opfer, die ĂŒber den Köpfen der Besucher*innen von der Decke hĂ€ngen, ein zentrales Element der
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Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Titel
Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Herausgeber
Eva Binder
Christof Diem
Miriam Finkelstein
Sieglinde Klettenhammer
Birgit Mertz-Baumgartner
Marijana Miloơević
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-069346-1
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
350
Schlagwörter
Opfernarrative, zeitgenössische Literatur, transnationale Erinnerung, TransnationalitÀt
Kategorie
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