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Opfernarrative in transnationalen Kontexten
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78    Hajnalka Nagy „Kampffeld“, sondern als ein „dehnbarer diskursiver Raum“ konzipiert wird, in dem Erinnerungsgemeinschaften miteinander in Dialog treten und Erinnerungs- narrative ständig neu verhandeln (Rothberg 2009, 5), können sich neue politische Identitäten und neue Formen der Solidarität jenseits politischer und kultureller, nationalisierter sowie ethnisierter Grenzziehungen herausbilden (Rothberg 2009, 11). Die Theorie der multidirektionalen Erinnerung erlaubt für diesen Beitrag nicht zuletzt, die Romane miteinander in Beziehung zu bringen, thematisieren sie doch beide die Artikulationsmöglichkeiten minorisierter Gruppen in einem transkulturellen Erinnerungsraum, indem sie im oben beschriebenen Sinne neue Solidaritätsbündnisse ermöglichen.4 2 Erzählen als Grenzüberschreitung: Engel  des  Vergessens „Sie [unsere Familiengeschichten] stehen in nahezu keiner Verbindung zur Gegenwart. Zwischen der behaupteten und der tatsächlichen Geschichte Öster- reichs erstreckt sich ein Niemandsland, in dem man verloren gehen kann“ (EV, 185). So beschreibt die Ich-Erzählerin die erinnerungs- und soziopolitische Situ- ation, in der die Figuren des Romans Engel des Vergessens5 sich zu bewegen gezwungen sind. Damit problematisiert der autobiografisch gefärbte Familienro- man am Schicksal dreier Generationen jene politischen Machtkämpfe, die Kärnt- ner Slowen*innen weder diesseits (also in Österreich) noch jenseits der Grenze (in Slowenien) erlauben, den Partisanenkampf als ein zugleich nationales wie transnationales Handeln im „europäischen Kampf […] gegen den Faschismus“ (EV, 221) zu etablieren. In diesem Sinne kann ihre Situation als eine Existenz im doppelten Nie- mandsland beschrieben werden. Die „tragisch verzerrte“ Gestalt der Kärntner Partisan*innen (EV, 185) repräsentiert in Österreich eine Vergangenheit, die 4  Ein solches Solidaritätsbündnis ist erkennbar etwa im Bereich des Literaturmarktes, wo die kärntner-slowenischen Verlage wie „Drava“ und „Hermagoras/Mohorjeva“, die dezidiert eine Brückenfunktion übernehmen, sich sehr früh für die Literatur der zugewanderten Autor*innen engagierten. Das dritte Kapitel des Romans Der Gedächtnissekretär erschien zum Beispiel in der von Helmut A. Niederle herausgegebenen Anthologie Die Fremde in mir: Lyrik und Prosa der ös- terreichischen Volksgruppen und Zuwanderer bei Hermagoras und Mohorjeva. Vgl. zum Verhält- nis der Literatur der ethnischen Minderheiten und der Zugewanderten auch Sievers und Vlasta 2018. 5  Im Folgenden abgekürzt zitiert mit der Sigle EV, Seitenangabe.
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Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Titel
Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Herausgeber
Eva Binder
Christof Diem
Miriam Finkelstein
Sieglinde Klettenhammer
Birgit Mertz-Baumgartner
Marijana Milošević
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-069346-1
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
350
Schlagwörter
Opfernarrative, zeitgenössische Literatur, transnationale Erinnerung, Transnationalität
Kategorie
Lehrbücher
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