Seite - 95 - in Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Bild der Seite - 95 -
Text der Seite - 95 -
Anna Brod
Anerkennung als Opfer und Überwindung
von Viktimisierungen: Zwei Theaterstücke
zum NSU im Vergleich
1 Zum Begriff des ‚Opfers‘ im Zusammenhang mit
dem NSU
Im Zeitraum zwischen 2000 und 2007 wurden zehn Menschen von Mitgliedern
einer neonazistischen Gruppierung, die sich selbst als „Nationalsozialistischer
Untergrund“ (NSU) bezeichnete, ermordet. Häufig wird von ihnen kollektiv als
‚Opfer des NSU‘ gesprochen – ihre individuellen Namen und Details ihrer Biogra-
fien, etwa ihre Berufe, sind weniger bekannt:
– Enver Şimşek (Inhaber eines Blumenhandels, † 9. September 2000 in Nürn-
berg),
– Abdurrahim Özüdoğru (Inhaber einer Änderungsschneiderei, † 13. Juni 2001
in Nürnberg),
– Süleyman Taşköprü (Lebensmittelhändler, † 27. Juni 2001 in Hamburg),
– Habil Kılıç (Inhaber eines Obst- und Gemüsehandels, † 29. August 2001 in
München),
– Mehmet Turgut (Aushilfe in einem Döner-Imbiss, † 25. Februar 2004 in
Rostock),
– İsmail Yaşar (Inhaber eines Döner-Imbisses, † 9. Juni 2005 in Nürnberg),
– Theodoros Boulgarides (Mitinhaber eines Schlüsseldienstes, † 15. Juni 2005
in München),
– Mehmet Kubaşık (Besitzer eines Kiosks, † 4. April 2006 in Dortmund),
– Halit Yozgat (Betreiber eines Internetcafés, † 6. April 2006 in Kassel),
– Michèle Kiesewetter (Polizistin, † 25. April 2007 in Heilbronn).
Als ‚Opfer des NSU‘ im Sinne von ‚unmittelbar Betroffenen der Verbrechen‘
können zudem auch jene Personen gelten, die bei einem der beiden dem NSU zur
Last gelegten Sprengstoffanschläge in Köln am 19. Januar 2001 und 9. Juni 2004
verletzt wurden. Für die Gruppe der Hinterbliebenen der vom NSU Ermordeten
als mittelbar Betroffene ist die Bezeichnung als ‚Opfer‘ dagegen nicht unprob-
lematisch. Barbara John, Ombudsfrau der Bundesregierung für diese Gruppe,
weist im Vorwort der von ihr herausgegebenen Sammlung von Erinnerungsbe-
richten Unsere Wunden kann die Zeit nicht heilen auf die Divergenz zwischen dem
Open Access. © 2020 Anna Brod, publiziert von De Gruyter.
Dieses
Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0 Lizenz.
https://doi.org/10.1515/9783110693461-005
Opfernarrative in transnationalen Kontexten
- Titel
- Opfernarrative in transnationalen Kontexten
- Herausgeber
- Eva Binder
- Christof Diem
- Miriam Finkelstein
- Sieglinde Klettenhammer
- Birgit Mertz-Baumgartner
- Marijana Milošević
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069346-1
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Opfernarrative, zeitgenössische Literatur, transnationale Erinnerung, Transnationalität
- Kategorie
- Lehrbücher