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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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35 gramm insbesondere aufgrund der Reduzierung auf das Formal-Politische hervor: Vor der politischen Souveränität, die allein auf diplomatischem Wege erreicht werden könnte, sollte seines Erachtens jegliche „praktische Arbeit“  – sowohl in den Diaspora-Ländern, als auch in Form einer Besiedlung in Palästina  – ausbleiben. Oppositionelle, allen voran die „Kulturzionisten“ um Martin Buber (1878–1965) und Achad Haam (1856–1927), die im Sinne einer Erneuerungsbewegung die Bele- bung des jüdischen Geistes und der jüdischen Kultur forderten, sowie Angehö- rige der „Chowewe-Zion“-Vereine, die eine schrittweise erfolgende Kolonisation anstrebten, erachteten gerade diese Punkte als unbedingte Voraussetzung für die Etablierung eines jüdischen Nationalstaates und übten scharfe Kritik an der offi- ziellen zionistischen Politik. Ebenfalls gab zumindest in den ersten Jahren nach Basel auch die Territoriumsfrage Anlass zu kontroversen Debatten, die aber spä- testens mit der Zurückweisung des britischen Uganda-Angebots73 zugunsten der Palästina-Fraktion („Zione Zion“) entschieden wurden.74 Ungelöst blieb hingegen die Methodenfrage, denn auch wenn mit der Schaffung eines Palästina-Ressorts im „Engeren Aktions-Komitee“75 (1907) und des ersten Palästina-Amtes in Jaffa (1908) die organisierte Kolonisation ihren Anfang genommen hatte und die Verfechter eines „synthetischen“76, sich aus den unterschiedlichen Inhalten zusammensetzen- 73 Der auf den britischen Kolonialminister Joseph Chamberlain (1836–1914) zurückgehende Plan sah die Gründung einer jüdischen Autonomieregion im ostafrikanischen Uganda vor. Durch die Pogrome von Kischinew (1903) erhielt der Vorschlag zwar enorme Brisanz, löste aber innerhalb der zionistischen Bewegung große Kontroversen aus und wurde vom Kongress relativ rasch abgelehnt. 74 Die Bedeutung Palästinas für die jüdische Bevölkerung hat etwa Arthur Ruppin in einem in der Zeitschrift „Palästina“ veröffentlichten Aufsatz dargelegt: „[…] Zu Beginn des 19.  Jahrhunderts lebten fast alle aschkenasischen Juden noch in Osteuropa. Sie sprachen dieselbe Sprache  – Jüdisch  – und waren nach Kultur, religiöser Tradition und Beruf eine homogene Masse. Heute hat sich diese einheitliche Judenheit nicht nur räumlich auf viele neue Länder verteilt, sondern sie hat sich auch kulturell in eine große Zahl von Judenheiten zerspalten, die in Sprache, Bildung, religiöser Tradition und Umgangsformen weit voneinander entfernt sind. Sie können sich kaum noch verständigen und sehr häufig nicht verstehen. Diese sprachliche und kulturelle Entfremdung hat das frühere Solidaritätsgefühl zwischen den Juden stark gelockert. […] Was können wir zur Abwehr dieser Gefahr [des Verschwindens der Juden, Anm.] tun? Für uns Zionisten ist es klar, dass die Diaspora aus sich heraus nicht die Antitoxine schaffen kann, die gegen die Einwirkungen der Assimilation schützen können. Unter den Stößen der starken fremden Kulturen muss das jüdische Leben hier zwangsmäßig Form und Inhalt von den umgebenden Kulturen bekommen. Es werden ihm keine eigenen Werte bleiben, die zu seinem Weiterbestand inmitten einer feindlichen Umwelt genügen. Nur abseits von der großen Heerstraße der christlichen Kultur, in einem Lande, mit dem wir uns historisch verbunden fühlen und das alle ins Unterbewusstsein gesunkenen jüdischen Gefühle wieder aktiviert, in einem Lande, in dem unsere Kinder von frühester Jugend an die Sprache der Bibel sprechen und ihren Geist durch sie formen, kann ein jüdisches Leben entstehen, das stark genug ist, die Wirkungen fremder Kulturen zu überwinden und darüber hinaus warmes jüdisches Blut auch in die Adern der Diaspora zu fördern. […]“ In: Palästina, Jg. 12 (1929) Nr. 12, S. 1–16. 75 Das Aktions-Komitee wurde vom Zionistenkongress gewählt und nach der Stärke der aus den Kongresswahlen hervorgegangenen Parteien beschickt. 76 Adolf Gaisbauers Definition eines „synthetischen Zionismus“: „Zionismus als praktische Kolo- nisations- und Kulturarbeit in Palästina und innere Nationalisierung des jüdischen Volkes in der Diaspora (moderne nationale Erziehung, nationale Kulturarbeit mit Schwerpunkt Hebräisierung, Wiederbesinnung auf jüdische Werte, nationale Politik), Zionismus als radikal-nationale Bewe- gung, die keine Kompromisse mit der Assimilation schließen kann und darf (auch nicht für Pa-
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
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