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bewilligte der Secretary of Immigration mit Rücksicht auf die Bedeutung, die der
Wiener Zweigstelle auch durch ihre Funktion als Zwischenstation für osteuropäi-
sche Emigrantinnen und Emigranten auf dem Weg nach Palästina zukam, ab März
eine regelmäßige Zuwendung. Diese beschränkte sich allerdings auf ein Minimum
und durfte ausschließlich für „zentrale Aufgaben der Alijah“ und weder für lokale
Immigrationsangelegenheiten noch für andere lokale zionistische Arbeit verwendet
werden.135
Waren im April 1921 insgesamt 21 Personen im Palästina-Amt Wien beschäf-
tigt – darunter allein sechs Sekretärinnen, drei Buchhalter und eine eigene Ärzte-
schaft
– so führte der Rückgang an polnischen Flüchtlingen, die Entstehung weiterer
Zweigstellen in anderen Ländern und der damit einhergehende Bedeutungsverlust
des Wiener Büros zu einem drastischen Mitarbeiterabbau, sodass im Jänner 1924
nur mehr vier Personen eine fixe Anstellung hatten: der Leiter (zu diesem Zeitpunkt
Dr. Nahum Blauer), ein Passreferent, eine Stenotypistin und ein Bürogehilfe. Der
für den Parteienverkehr in Pass- und Visaangelegenheiten zuständige Passreferent
registrierte und informierte die Auswanderungsinteressenten, verteilte Visa und
Schiffskarten und erstellte Statistiken über die Wanderung via Wien.
Die Organisation und Durchführung der Alijah
Im Hinblick auf die mit der Organisation der Alijah verbundenen Aktivitäten
des Palästina-Amts wird im „Palästina-Informationsbuch“ auf drei, sich teilweise
überschneidende Bereiche – Vorbereitung, Wanderung und Abwehr – verwiesen:
Unter „Abwehr“ war der Kampf gegen die Einflussnahme der unterschiedlichen
zionistischen Fraktionen zu verstehen. Die beiden anderen Arbeitsgebiete brachten
vielfältige Aufgaben mit sich: Die Vorbereitung konzentrierte sich in den ersten
Monaten des Bestehens auf die Kontaktaufnahme mit den relevanten Konsulaten
und die Einholung der erforderlichen behördlichen Genehmigungen, etwa der
Bescheinigung der Polizeidirektion, wonach das Büro als die zur Durchführung
der jüdischen Wanderung aus Österreich und der Durchwanderung durch Öster-
reich nach Palästina berufene Stelle war136 und die von ihm ausgestellten Identi-
tätsbestätigungen als gültige Dokumente anerkannt wurden. In der Anfangsphase
galt es außerdem, zahlreiche mit der Beförderung verbundene Fragen zu klären.
Da die Routen zum Teil überhaupt erst erschlossen werden mussten und es mit
dem Zustand der Transportmittel nach dem Krieg nicht zum Besten stand, waren
langwierige Verhandlungen mit den österreichischen und italienischen Bahnen und
der Reederei „Lloyd Triestino“ notwendig. Zur Organisation des Personen- und
organisation of the emigration has got a firm shape.“ Zionist Organisation, Copenhagen Office to
Zionist Organisation, London, 27. 6. 1919. CZA, Z4/41547, S. 40.
135 Zionistische Exekutive an Palästina-Amt Wien, 17. 3. 1921. CZA, Z4/40393, S. 271.
136 Das Palästinabüro der orthodoxen „Agudat Israel“, das bestrebt war, dem Palästina-Amt gleichge-
stellt zu werden, existierte nur für kurze Zeit.
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Titel
- Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
- Untertitel
- Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Autor
- Victoria Kumar
- Verlag
- Studienverlag Ges.m.b.H.
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7065-5419-0
- Abmessungen
- 15.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 216
- Schlagwörter
- Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918