Seite - 67 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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Büros. Während seiner Amtstätigkeit waren
– wie er vermerkte
– „keine nennens-
werten Neuerungen zu verzeichnen, vielmehr gelang es, das von meinen Vorgän-
gern geschaffene Werk zu erhalten und auszubauen.“163 Erst die Geschehnisse des
Jahres 1938 brachten einschneidende Veränderungen mit sich und konfrontierten
Rothenberg, der das Palästina-Amt über den „Anschluss“ hinaus bis zur Schließung
im Mai 1941 führte, mit völlig neuen Arbeitsbedingungen.
Palästinabezogene Werbe- und Informationstätigkeiten anderer
Stellen
Der „Keren Kajemeth Lejisrael“ und der „Keren Hajessod“
Österreich
Aufklärungsarbeit über das für die jüdische Bevölkerung Österreichs mehrheitlich
unbekannte Palästina leistete nicht nur das Palästina-Amt – vor allem in Form
von persönlicher Beratung der vorsprechenden Auswanderungsinteressentinnen
und -interessenten und mittels einiger Publikationen – sondern auch die österrei-
chischen Zweigstellen des „Jüdischen Nationalfonds“ („Keren Kajemeth Lejisrael“,
KKL)164 und des „Palästina-Aufbaufonds“ („Keren Hajessod“, KH)165, wobei deren
Tätigkeiten trotz der Informationsvermittlung eher als Agitation für die (vorrangig
finanzielle) Unterstützung des jüdischen Aufbauwerks zu charakterisieren sind.
Am 5. Zionistenkongress 1901 in Basel gegründet, zielte der KKL in erster Linie
auf die Beschaffung der Mittel für den Erwerb des palästinensischen Bodens ab,
der unveräußerlich und unbelastbar die kontinuierliche Besiedelung und Beschäf-
tigung der Jüdinnen und Juden in Palästina sicherstellen sollte. Unter der Leitung
eines neungliedrigen Direktoriums, das von den einzelnen zionistischen Frakti-
onen beschickt wurde, agierte der KKL zunächst von Wien, dann von Köln und
schließlich von Jerusalem aus und errichtete im Laufe zahlreiche Niederlassungen
außerhalb Palästinas. Der Hauptzweck dieser Zweigstellen war die durch eigene
Kommissäre und ehrenamtliche Funktionäre durchgeführte Sammlung von freiwil-
ligen Spenden, durch die der Landkauf finanziert und der Boden Palästinas in den
jüdischen Gemeinbesitz überführt werden sollte. Zu den vielfältigen Sammelmitteln
zählte etwa die blaue Nationalfondsbüchse, die, sowohl in öffentlichen Einrichtun-
gen als auch in privaten Wohnungen aufgestellt, zu verschiedenen Anlässen befüllt
und in regelmäßigen Abständen geleert wurde. Daneben bestand die Möglichkeit,
Marken zu erwerben, Baumspenden zu leisten und eine Versicherung zugunsten
des Nationalfonds abzuschließen.166
163 Palästina-Informationsbuch, S. 41.
164 Hebr.: Ewiger Fonds.
165 Hebr.: Grundfonds.
166 Die „Vermächtnisversicherungsaktion“ des KKL bezweckte die Versicherung von Kapitalien, die
im Ablebensfalle zur Hälfte (die andere Hälfte blieb bei der Familie), im Erlebensfalle zur Gänze
an den „Jüdischen Nationalfonds“ ausbezahlt wurden.
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Titel
- Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
- Untertitel
- Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Autor
- Victoria Kumar
- Verlag
- Studienverlag Ges.m.b.H.
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7065-5419-0
- Abmessungen
- 15.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 216
- Schlagwörter
- Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918