Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Seite - 101 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 101 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

Bild der Seite - 101 -

Bild der Seite - 101 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

Text der Seite - 101 -

101 Rentner. Die damalige Industrie des Landes wurde als Werk des neuen jüdischen Palästina bezeichnet: War das Land zuvor vorwiegend agrarisch geprägt gewesen, so entstand durch die Einwanderung hunderttausender Jüdinnen und Juden „mit europäischen Lebensgewohnheiten und Lebensansprüchen“ ein aufnahmefähiger Markt. Die palästinensische Industrie deckte ca. die Hälfte des Lebensbedarfes an industriellen Erzeugnissen, der Export allerdings war um 1935 noch wenig ent- wickelt. Die wichtigsten Absatzländer der Warenausfuhr waren Großbritannien (60 Prozent des Gesamtexports), Deutschland und Syrien, das wichtigste Absatz- produkt Zitrusfrüchte. Importiert wurden hauptsächlich Produktionsmittel und Baumaterialien, mehrheitlich aus denselben Ländern, in welche exportiert wurde. Ende 1933 existierten 3.380 jüdische industrielle Betriebe (die meisten in den Bran- chen Bekleidung, Metall- und Holzverarbeitung), die insgesamt 19.595 Personen beschäftigten. Das in dieser Zeit rasante Wachstum der Industrie wird auch dadurch deutlich, dass allein im ersten Halbjahr 1935 150 neue Betriebe eröffnet wurden. Die Eingliederung in das palästinensische Wirtschaftsleben wird in der Bro- schüre als grundsätzlich schwierig beschrieben und war vor allem für die Vielzahl an mittellosen Immigrantinnen und Immigranten problematisch. Selbst Facharbei- ter konnten  – abgesehen vom Baugewerbe, das zu dieser Zeit noch immer unzählige Personen einstellte  – nicht mit einer sofortigen Anstellung rechnen. Empfehlens- wert wäre daher  – so der Ratschlag des Palästina-Informationsbuches  –, neben den Reisekosten auch genügend Geldmittel für die Monate, die für die Arbeitssuche aufgewendet werden mussten, mitzubringen. Eine Nachfrage nach ungelernten Arbeiterinnen und Arbeitern bestand nur mehr in den ländlichen Kolonien und war abhängig von der Saison; in den Städten wurde den bereits länger Ansässi- gen der Vorzug gegeben. Aufgrund der Sättigung des Arbeitsmarktes durch die früheren Immigrantinnen und Immigranten waren die Berufsaussichten auch für Kaufleute und Angehörige der freien Berufe sehr ungünstig. Jegliche Form der landwirtschaftlichen Betätigung wurde von der Jewish Agency hingegen angeraten, da bisher nur 25 Prozent des Nahrungsmittelbedarfs durch die eigene Produktion gedeckt werden konnten. Der Überfluss an Arbeitskräften wirkte sich nicht nur auf die beruflichen Aus- sichten der Neueinwanderinnen und -einwanderer, sondern auch auf die Verdienst- möglichkeiten nachteilig aus. Ein ungelernter Landarbeiter verdiente ca. ein Viertel Pfund pro Tag, der städtische Nichtfacharbeiter ca. 300 Mils, der Facharbeiter ca. ein halbes Pfund.267 Der Tageslohn eines Beamten betrug ca. 7 Pfund, der einer weiblichen Büroangestellten etwa 4 Pfund. Vergleichsweise gut wurden Drucker und Bäcker entlohnt, die pro Tag auf 10 bis 12 Pfund kamen. Zur Orientierung sei auch ein Einblick in die Lebenshaltungskosten des Landes gegeben: Den größten Teil der Haushaltungskosten machten die Wohnungsmieten aus, die vor allem in Tel Aviv und Haifa, wohin die meisten Immigrantinnen und Immigranten strömten, empfindlich hoch waren. Für eine Dreizimmerwohnung mit Nebenräumen mussten mindestens 10 Pfund pro Monat aufgebracht werden. Die Kosten für Lebensmittel, 267 Das palästinensische Pfund entsprach ungefähr dem englischen Pfund und war in 100 Piaster bzw. 1000 Millim (Mils) geteilt.
zurück zum  Buch Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945"
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht