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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Seite - 108 -
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108 Motive der österreichischen Alijah in den 1930er Jahren „Palästina erschien ihnen [Vater und Stiefmutter, Anm.] interessanter und moderner, als sie es erwartet hatten, aber auf keinen Fall wollten sie jemals dort leben. An dieser Einstellung hielten sie auch fest, als unser gutes Leben nach dem „Anschluss“ im März 1938 zusammenbrach. Mein Vater, der ge- legentlich durchaus für zionistische Zwecke spendete, wollte im März 1936 nicht einmal aus symbolischen Gründen ein ihm angebotenes Grundstück in Tel Aviv kaufen, obwohl es im Zentrum der Stadt lag und der Preis sehr günstig war. Schon wenige Jahre später wäre das eine ausgezeichnete Inves- tition für die Zukunft gewesen. Eine Widmung von Omama Frimtsche in einem Hagadah-Gebetbuch für die Pessach-Feiertage, das die Eltern aus Pa- lästina mitbrachten und in der sie den innigen Wunsch aussprach, dass wir beiden Enkelkinder Ari und Maxi eines Tages in „Eretz Israel“ leben würden, hatte für mich wenig Bedeutung. Überhaupt stand ich dem Zionismus noch sehr fern. Zwar erhielten wir zu Hause neben dem Klavierunterricht auch Hebräisch-Stunden, doch war das hauptsächlich als Vorbereitung für meine Bar Mitzwa. An Auswanderung dachte in unserer Familie damals niemand. Trotz aller besorgniserregenden Ereignisse richteten sich unsere Zukunftsge- danken und Pläne weiterhin auf Wien. Wir fühlten uns als gebürtige Wiener, auch wenn wir ab und zu von länger Ansässigen und eher assimilierten Juden abfällig als „polnische Juden“ verspottet wurden.“284 Die österreichische Alijah der Zwischenkriegszeit war, wie die Zahlen belegen, ein klares Minderheitenphänomen. Selbst wenn gewisse Sympathien dem zionistischen Projekt gegenüber existierten und  – wie im Falle der Familie Ari Raths  – Verwandte bereits in Palästina lebten und das Land im Zuge einer Reise besucht worden war, wurde eine Emigration vor 1938 nur in den seltensten Fällen in Betracht gezogen. Die Einwanderungswelle der 1930er Jahre unterschied sich  – wie oben dargelegt  – deutlich von ihren Vorgängerinnen. Die Alijah hatte durch den Machtwechsel in Deutschland verstärkt die Funktion einer Fluchtbewegung angenommen und nahm fünf Jahre später auch für österreichische Jüdinnen und Juden einen völlig ande- ren Stellenwert ein: „Vor dem ‚Anschluss‘ war Palästina eine zionistische Option. Mit dem ‚Anschluss‘ wurde Palästina zu einer der wenigen Varianten jüdischen Lebens.“285 Oder wie der in Baden aufgewachsene Karl Pfeifer in seinem Erinne- 284 Rath, Erinnerungen, S. 27 f. 285 Die Verfasserin folgt hier der Darstellung von Anton Pelinka, Emigration  – aber nicht Flucht. Auswanderung aus Österreich nach Palästina vor 1938. In: Hagen/Nittenberg, Flucht, S. 13–27, hier S. 17; sowie dem entsprechenden Kapitel bei Anderl, Generationenkonflikte, S. 89–93.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
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