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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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112 „ihrem“ Nationalstaat identifizierten als sich als glühende Europäer und Weltbürger nach der Vorstellung Stefan Zweigs fühlten, nahm die drohende Gefahr die längste Zeit nicht als solche wahr. Während sich die Entrechtung und die soziale und wirtschaftliche Exklusion der jüdischen Bevölkerung in Deutschland schrittweise vollzog294 und die allmäh- lichen Veränderungen den Eindruck erwecken konnten, als könnte ein Leben selbst unter diesen Bedingungen noch möglich sein,295 ergoss sich in Österreich nach dem „Anschluss“ eine Flut an antijüdischen Gesetzen und Verordnungen, die  – besonders in Wien  – wenig Raum für Selbsttäuschung ließen. Dass die vollständige Vertreibung der Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich zum primären Ziel der Nationalsozialisten zählte, wurde von Beginn an offen artikuliert, akribisch geplant und rigoros umgesetzt. Planung und Umsetzung: Der Sicherheitsdienst und Palästina Maßgeblich verantwortlich für die Planung und Umsetzung der Vertreibungspo- litik war der Sicherheitsdienst (SD) der SS.296 1931 als Geheimdienst der NSDAP gegründet, wurde der SD fünf Jahre später umstrukturiert, wobei den zwei Zentral- abteilungen des Amtes II (Inland)  – II 1 („Weltanschauliche Auswertung“) und II  2 („Lebensgebietsmäßige Auswertung“)  – große Bedeutung zukam. Der Abteilung II 1 unterstanden die Subabteilungen II 111 („Freimaurer“), II 112 („Judentum“) und II 113 („Konfessionelle politische Strömungen“). Zu den Aufgaben der Abtei- lung II 112, die aus eigenen Referaten für Assimilanten, Orthodoxe und Zionisten bestand, zählten in erster Linie (gemeinsam mit der Gestapo) die Überwachung der jüdischen Organisationen und Versammlungen und die Auswertung der jüdischen Presse.297 Adolf Eichmann (1906–1962), der nach dem Verbot der NSDAP in Öster- reich nach Deutschland geflohen war und seit 1934 im Dienste des SD stand, bear- beitete unter anderem unter Dieter Wisliceny und Herbert Hagen von 1935 bis 1938 das Referat II 112–3 (Zionisten). Entgegen der Annahme Hannah Arendts, die den 294 Die Intensität der Diskriminierung und Ausgrenzung spiegelt sich in den Auswanderungszahlen bzw. Emigrationsphasen wider: Feststellbar sind drei große Auswanderungswellen, die jeweils ei- nem einschneidenden Ereignis folgten  – der Umbruch im Jahr 1933, der Erlass der „Nürnberger Gesetze“ 1935 und der Novemberpogrom 1938. 1933 emigrierten 37.000–38.000 Jüdinnen und Ju- den aus Deutschland, 1934 22.000–23.000, 1935 20.000–21.000, 1936 24.000–25.000, 1937 23.000, 1938 33.000–40.000, 1939 75.000–80.000, 1940 15.000, 1941 8.000 und in den Jahren 1942–1945 noch ca. 8. 500. Insgesamt konnten rund 278.500 Jüdinnen und Juden aus Deutschland fliehen. Siehe Wolfgang Benz, Die jüdische Emigration. In: Claus-Dieter Krohn (Hg.), Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933–1945, Darmstadt 1998, Sp. 5 f. 295 Dorit Bader Whiteman, Die Entwurzelten. Jüdische Lebensgeschichten nach der Flucht 1933 bis heute, Wien-Köln-Weimar 1995, S. 43. 296 Nach Michael Wildt (Hg.), Die Judenpolitik des SD 1935 bis 1938. Eine Dokumentation, München 1995, S. 9–64. 297 Zum organisatorischen Aufbau siehe das abgedruckte Dokument in: Ebda., S. 73–80; Anderl/Rup- now, Zentralstelle, S. 51–63.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
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