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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Seite - 113 -
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Seite - 113 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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113 „Judenexperten“ als bloßen Befehlsempfänger und Schreibtischtäter beschrieb,298 vermitteln die Quellen ein Bild von Eichmann als überzeugten Nationalsozialisten, der bei der antijüdischen Politik von der Verfolgung und Vertreibung bis hin zur Deportation durchaus konzeptuelle Eigeninitiative bewies.299 Wie mehrere Dokumente belegen, wurde die Vertreibung der jüdischen Bevöl- kerung aus dem Deutschen Reich vom SD relativ früh zum obersten Ziel und zur „einzig möglichen Lösung der Judenfrage“ erklärt. Im vermutlich von Eichmann im Jänner 1937 vorgelegten Memorandum „Zum Judenproblem“ wird die „Entjudung Deutschlands“ als Leitgedanke angeführt: „Die Juden in der ganzen Welt stellen eine Nation dar, die nicht land- oder volks-, sondern geldgebunden ist. Sie sind und müssen daher ein ewiger Feind des Nationalsozialismus sein. […] Die Förderung der Auswanderung nach Gebieten, wo die Juden dem Reich nicht schaden können, ist […] eine zwingende Notwendigkeit.“300 Nachdem sich  – so der Verfasser des Memorandums  – vor allem in den letzten Monaten eine starke „Auswanderungsmüdigkeit“ bemerkbar gemacht hätte, müss- ten folgende Maßnahmen getroffen bzw. fortgeführt werden: eine weitgehende Ver- drängung der Jüdinnen und Juden aus der Wirtschaft, eine wesentliche Verstärkung des politischen und gesetzlichen Drucks und die Erweiterung der technischen Mög- lichkeiten der Auswanderung. Um eine „neue Machtentfaltungsmöglichkeit“ für Juden zu verhindern, sollte die Emigration nach solchen Gebieten erfolgen, „die auf keiner hohen Kulturstufe stehen“. Nach der Überprüfung von Aufnahmefähigkeit und Einwanderungsbestimmungen sowie von klimatischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten wurden Gegenden bestimmt, die besonders unwirtlich waren und sich deshalb für eine Massenansiedlung von Jüdinnen und Juden „eignen“ würden, darunter etwa Ecuador, Kolumbien und Venezuela. Am aussichtsreichsten erschien dem SD allerdings die zionistische Auswanderung, weshalb einerseits der Palästin- afrage und andererseits den zionistischen Organisationen in Deutschland große Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In regelmäßigen Abschnitten erstellten die Mit- arbeiter des „Judenreferats“ Lageberichte über die politische Situation in Palästina und den Zustand der jüdischen Vereinigungen. Innerhalb der nationalsozialisti- 298 Die deutsch-jüdische politische Philosophin Hannah Arendt (1906–1975) berichtete 1961 für das Magazin „New Yorker“ vom Eichmann-Prozess in Jerusalem und veröffentlichte ihre Berichte unter dem Titel „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“. Ihre Thesen erregten nicht nur in der jüdischen Gemeinschaft weltweit beträchtliches Aufsehen. Eichmann war nach ihrer Einschätzung „schrecklich und erschreckend normal“ und verkörperte für sie den durchschnittlichen Tätertypus: „Der Angeklagte, den man allgemein als den zentralen Vollstrecker des europäischen Judentums ansah, erwies sich als subalterner Bürokrat, der mit einigen wenigen Ausnahmen keine eigene Initiative entfaltet hatte und dem der diabolische Charakter und ideologi- sche Fanatismus, den man ihm unterstellte, gänzlich abgingen.“ Hans Mommsen, Hannah Arendt und der Prozess gegen Adolf Eichmann. In: Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, 15. Auflage, München-Zürich 2006, S. 11. 299 Vgl. Rabinovici, Instanzen, S. 414. 300 BA, R 58/956, f.1. Vgl. Wildt, Judenpolitik, S. 95 f.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
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