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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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Seite - 117 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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117 Beträge durch die palästinensische Treuhandgesellschaft […] in Palästinap- funden ausgezahlt. […]“310 Den Bestimmungen zufolge konnten Emigrantinnen und Emigranten neben dem Vorzeigegeld311 bis zu RM 50.000,– auf Sonderkonten für deutsche Warenlieferun- gen nach Palästina einzahlen („Haavara-Mark“), um den daraus erzielten Export- erlös in palästinensischer Währung, in Form von Waren oder Besitz zurückzube- kommen. Einwanderungsvisa wurden nach Zahlungsbestätigung vom britischen Konsulat ausgestellt. Zur Verrechnung wurde in Deutschland die „Palästina-Treu- handstelle zur Beratung deutscher Juden GmbH“ (Paltreu)312, in Palästina das „Trust and Transfer Office Haavara Ltd.“ eingerichtet, die wiederum mit zwei jüdischen Banken, „M. M. Warburg & Co.“ in Hamburg und „A. E. Wassermann“ in Berlin kooperierten. Die 1934 gegründete nationale Baugesellschaft „Rural and Suburban Settlement Company“ („Rassco“) kam zum Einsatz, wenn Auswanderinnen und Auswanderer die ihnen zur Verfügung gestellten Mittel u. a. für die Errichtung von Mittelstandssiedlungen aufwandten. Auch wenn jüdische Immigrantinnen und Immigranten nie den völligen Gegenwert313 für ihr auf deutsche Sperrkonten einbezahltes Guthaben erhalten hatten  – Francis Nicosia führt dies auf den verhältnismäßig geringen Umfang der palästinensischen Wirtschaft zurück, die einen größeren Import deutscher Waren verhinderte314,  – war, wie folgende Zahlen belegen, der Erfolg des Abkommens beachtlich: Zwischen 1933 und 1939 emigrierten mehr als 50.000 deutsche Jüdinnen und Juden nach Palästina, die insgesamt rund 140 Millionen Reichsmark transfe- rierten. Von Relevanz war die Haavara vor allem für Inhaberinnen und Inhaber von „Kapitalisten“-Zertifikaten, zur Anwendung kam die Regelung zudem bei der Über- führung von Pensionen, Kriegsrenten und Schulgeldern, wodurch den deutschen Jüdinnen und Juden in Palästina im Gegensatz zu Immigrantinnen und Immig- ranten anderer Herkunft eine Existenzgrundlage geschaffen worden war. Umfang und Zusammensetzung der deutschen Einwanderung (ca. 36 Prozent fielen der „Kapitalisten“-Kategorie zu) kurbelten darüber hinaus die Wirtschaft Palästinas an und trugen damit unmittelbar zum Aufbau des Landes bei.315 Insgesamt emigrierten 310 Runderlass Nr. 54/33 des Reichswirtschaftsministeriums vom 28. 8. 1933. Abgedr. in: Rolf Vogel, Ein Stempel hat gefehlt. Dokumente zur Emigration deutscher Juden, München-Zürich 1977, S. 107 f. 311 Ab 1.  April 1936 stellte die Reichsbank für die erforderlichen 15.000 RM keine Devisen mehr aus, wodurch auch das Geld für das „Kapitalisten“-Zertifikat transferiert werden musste. 312 In Anlehnung daran wurde später auch die „Allgemeine Treuhandstelle für die jüdische Auswan- derung GmbH“ (Altreu), die den Kapitaltransfer in andere Länder abwickelte, und die „Intria“, durch die Auslandsverwandte ihre Angehörigen in Deutschland finanziell unterstützen konnten, gegründet. Vgl. Feilchenfeld, Haavara, S. 79 f. 313 Der Durchschnittskurs des insgesamt transferierten jüdischen Vermögens von RM 139,6 Mio. oder LP 8,1 Mio. war RM 17,23 für LP 1,–, während der offizielle Kurs RM 12,50 für LP 1,– war. Für LP 8,1 Mio. wären also nur RM 101 Mio. notwendig gewesen  – der Transferverlust betrug demnach 27,5 Prozent. Vgl. Feilchenfeld, Haavara, S. 74. 314 Nicosia, Zionismus, S. 97. 315 Anderl/Rupnow, Zentralstelle, S. 55 f.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
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