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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Seite - 132 -
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Seite - 132 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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132 zugemessen. Schon für die Bestimmung der künftigen Tätigkeiten setzte Eichmann hauptsächlich jüdische Funktionäre ein: Adolf Böhm und Alois Rothenberg, der zum Leiter des Palästina-Amtes ernannt wurde, wurden mit der Ausarbeitung eines Planes für die Reorganisation des „Zionistischen Landesverbandes“ beauftragt. Das Ziel war die Bildung einer einzigen zionistischen Organisation, wobei sich Untergruppen mit spezifisch zionistischen Anschauungen mit Genehmigung und unter ständiger Aufsicht des Landesverbandes bilden konnten, aber keinen partei- ähnlichen Charakter annehmen durften. Zu den Agenden sollten die Vertretung gegenüber den deutschen Behörden sowie der Jewish Agency und der gesamtzionis- tischen Organisation gehören, als Institutionen waren das Palästina-Amt, der KKL und der KH, als Referate z. B. solche für Umschichtung und Hachscharah, Jugend und Sport sowie Propaganda und Presse geplant. Sämtliche bislang bestehenden zionistischen Vereine sollten entsprechend ihrem Zwecke zusammengefasst und dem betreffenden Referat des Landesverbandes unterstellt werden.360 Rothenberg, der bereits vor 1938 das Palästina-Amt geleitet hatte und von Georg Landauer von der „Deutschen Abteilung“ als „gutwilliger, arbeitsamer, aber schwacher, sehr kran- ker und von seinem Verkehr mit der Gestapo völlig erschöpfter, manchmal sogar verschüchterter Zionist“361 beschrieben wurde, wurde zum direkten Befehlsemp- fänger Eichmanns und musste regelmäßige Berichte vorlegen. Bedeutung kam nach dem „Anschluss“ vor allem dem vormaligen Amtsdirektor der Kultusgemeinde Josef Löwenherz zu. Als einer der wenigen Inhaftierten entging er der Deporta- tion, wurde freigelassen und mit der Erstellung eines Organisationsplanes für die künftige Arbeit der IKG und des Palästina-Amtes beauftragt. Offiziell übernahm der mit administrativen und bürokratischen Fragen vertraute Jurist die Leitung der Gemeinde erst im Mai, nachdem das Amt seinen Betrieb  – unter völlig veränderten Bedingungen und mit der Schwerpunktsetzung auf Auswanderung und Fürsorge  – wieder aufgenommen hatte. Auch jüdische Privatpersonen und ausländische Organisationen brachten sich in die Diskussion um die Wiedereinsetzung der österreichischen jüdischen Insti- tutionen ein. Vorschläge, wie sie etwa von Frank van Gheel Gildemeester gemacht wurden, zielten in erster Linie auf die Förderung der jüdischen Emigration ab.362 Die „Reichsvertretung der Juden in Deutschland“ legte im April 1938 den Plan „Zur Organisation der jüdischen Sozialarbeit in Österreich“ vor, der unter anderem die Einrichtung von Abteilungen für Palästina-Auswanderung, für Auswanderung in 360 Vorschlag zur Neuordnung der Zionistischen Organisation in Deutschösterreich, o. D. CZA, S7/721, S. 241–243. 361 Georg Landauer an Martin Rosenblüth, 9. 5. 1938. CZA, S7/512, S. 156. 362 Die im Frühjahr 1938 in Wien gegründete „Aktion Gildemeester“ sah vor, dass Wohlhabende die Auswanderung mittelloser Jüdinnen und Juden mitfinanzieren sollten. Teilnehmen konnten jene, die nicht Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde waren („Nichtglaubensjuden“). Der „Gildemeester-Fonds“, in den die Auswanderungswilligen bestimmte Teile ihres Vermögens ein- zahlen mussten, wurde 1939 in den „Auswanderungsfonds Wien“ überführt. Siehe dazu das grund- legende Werk Theodor Venus/Alexandra-Eileen Wenck, Die Entziehung jüdischen Vermögens im Rahmen der Aktion Gildemeester. Eine empirische Studie über Organisation, Form und Wandel von „Arisierung“ und jüdischer Auswanderung in Österreich 1938–1941 (=  Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission, Bd. 20/2), Wien-München 2004.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
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