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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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Seite - 136 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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136 emigrieren, wobei letztere Destination vor allem für die Jugend in Frage kam.375 Verbesserte und neue Einwanderungsmöglichkeiten erhoffte man sich von der vom amerikanischen Präsidenten Roosevelt initiierten „Zwischenstaatlichen Konferenz von Évian“, zu der im Juli 1938 Delegierte aus 29 Staaten zusammentrafen und an der auch Löwenherz und der spätere Leiter des „Ausschusses für jüdische Über- seetransporte“, Berthold Storfer, teilnahmen. Die Zusammenkunft entsprang der Notwendigkeit, geregelte Wanderungsbewegungen herbeizuführen, „weil die Aus- wanderung beträchtliche Formen angenommen hat und das Schicksal der Betrof- fenen ein Problem darstellt, das zwischenstaatlich erörtert werden muss […] und die Zufluchts- und Ansiedlungsländer zu Problemen Stellung nehmen müssen, die nicht nur wirtschaftlicher und sozialer Natur sind, sondern auch die öffentliche Ordnung betreffen und die Bereitwilligkeit der Behörden ebenso wie die Aufnah- mefähigkeit der Einwanderungsländer ernsthaft geprüft werden soll“376. Erfolge konnte die Konferenz allerdings keine verbuchen  – die mangelnde Bereitschaft fast aller Staaten, zur Erleichterung der jüdischen Auswanderung aus Deutschland und Österreich beizutragen, rechtfertigten die Repräsentanten großteils mit wirt- schaftlichen Bedenken, sprachen aber auch die Befürchtung eines importierten „Rassenproblems“ an.377 Die Frage der Palästina-Wanderung wurde auf Druck der Briten überhaupt gänzlich ausgeklammert. Unter dem Eindruck der Geschehnisse des Novemberpogroms ließen einige Staaten zumindest vorübergehend von ihren restriktiven Einreisebestimmungen ab, andere reagierten mit einer neuerlichen Verschärfung.378 Auch andere Probleme verschärften sich zusehends: Die zahlreichen Behör- dengänge, die zur Erledigung der Auswanderungsformalitäten notwendig waren, verlangten den Emigrantinnen und Emigranten die letzten Kräfte ab.379 Der wach- sende Andrang auf die Beratungsstellen hatte außerdem zu unzumutbaren Verhält- nissen gleichermaßen für Bedienstete und Ratsuchende geführt. Zur Erlangung eines Auslandsreisepasses, der vor der Gründung der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ vom Passamt im 5. Wiener Bezirk ausgestellt wurde, mussten sich Jüdinnen und Juden zunächst Ausreisebewilligung und steuerliche Unbedenklich- keitserklärung (Bestätigungen über Einkommens-, Erwerbs-, Warenumsatzsteuer, Mietzins etc.) besorgen. Gemeinsam mit einer schriftlichen Verpflichtung, „ohne 375 Georg Landauer an Central Bureau for the Settlement of German Jews in Palestine, London, 8. 5. 1938. TNA, CO 733/365/3, 75156/13/38. 376 Resolution vom 14. 7. 1938, S. 1. CAHJP A/W 2491. 377 Das Statement der australischen Delegation lautete diesbezüglich: „Da wir kein eigentliches Ras- senproblem haben, wünschen wir auch keines zu importieren.“ Zit. in: Rosenkranz, Verfolgung, S. 99. Siehe allgemein: Dennis R. Laffer, The Jewish Trail of Tears: The Evian Conference of July 1938, MA Thesis, University of South Florida 2011. 378 Einen Überblick liefern u. a. die Ausführungen bei: Gabriele Anderl, Flucht und Vertreibung 1938– 1945. In: Traude Horvath/Gerda Neyer (Hg.), Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19.  Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Wien 1996, S. 236–275. 379 Dass die Behördengänge oftmals zur Odyssee und nervlichen Belastungsprobe wurden, wird etwa im Bericht eines Juden deutlich, der seine Erfahrungen unter dem Pseudonym „Moritz Deutschös- terreicher“ veröffentlichte. Moritz Deutschösterreicher (Pseudonym), Eine jüdische Erzählung zwi- schen Assimilation und Exil. Hg. v. Jürgen Egyptien, Graz 1988.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
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