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der Weg der Assimilation verurteilt wurde, war – so Doron Rabinovici – ganz im
Sinne der Nationalsozialisten, deren Antisemitismus sich von Beginn an vor allem
gegen die assimilierten Jüdinnen und Juden gerichtet hatte. Zudem waren die Zeilen
bloß an die Verfolgten adressiert und erreichten die „Volksgemeinschaft“ ohnehin
nicht.393
Am 9. November 1938 von der Gestapo eingestellt, folgte auf die „Zionistische
Rundschau“ das „Jüdische Nachrichtenblatt – Ausgabe Wien“. Prinzipiell erlaubte
das „Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ die Herausgabe eines ein-
zigen Nachrichtenblattes im Deutschen Reich, für die „Ostmark“ wurde Ende 1938
die Produktion einer vierseitigen Beilage zu dem in Berlin erscheinenden „Jüdi-
schen Nachrichtenblatt“ bewilligt. Die vom stellvertretenden Leiter des Palästina-
Amtes Mauricy Moses Grün geführte Zeitung erschien ab 3.
Februar 1939 zweimal
wöchentlich und befasste sich mit ähnlichen Inhalten wie das Vorgängerblatt. Im
Zentrum standen Auswanderungsangelegenheiten, wobei nicht nur Informationen
vermittelt wurden, sondern mehrmals explizit zur Emigration aufgerufen wurde:
„Ruf an alle! In einem ernsten Augenblick, im Schatten schwerwiegender
Ereignisse, richtet die Israelitische Kultusgemeinde an die in Wien woh-
nenden Juden die Aufforderung: Haltet auch weiterhin fest am bisherigen
Ziel […]. Mit Unterstützung der jüdischen Wanderungsorganisation und
mit Hilfe der im Ausland lebenden Freunde und Verwandten konnte die
Israelitische Kultusgemeinde Wien ihre Aufgabe, jedem in Wien wohnen-
den Juden bei seiner Auswanderung behilflich zu sein, auch in den letzten
Monaten gerecht werden. Diese Aufgabe wird aber erst dann voll und ganz
erfüllt sein, bis alle in Wien lebenden auswanderungsfähigen, der jüdischen
Glaubensgemeinschaft angehörigen Personen das ihnen vorschwebende Ziel
der Auswanderung erreicht haben werden. Es gilt daran festzuhalten, es gilt
zu beweisen, dass die Frage der jüdischen Auswanderung aus Wien lösbar
ist und daher gelöst werden muss.“394
Gleich wie beim Vorgängerblatt nahm Palästina im Hinblick auf die Zielländer
zunächst den größten Raum ein. Ausführlich wurde beispielsweise über das „Weiß-
buch“ von 1939, die britische Palästina-Politik im Allgemeinen sowie über Sied-
lungs- und berufliche Möglichkeiten berichtet. Wie bereits in der „Zionistischen
Rundschau“ fanden sich auch im „Jüdischen Nachrichtenblatt“ ein Englisch-, später
auch ein Spanischkurs für Anfängerinnen und Anfänger, Inserate für Wohnun-
gen, Kaufangebote etc. Zahlreiche Ausgaben enthielten außerdem Angebote zur
Eheschließung (häufig Scheinehen, die für die Ausstellung von Auswanderungs-
in die Welt ziehen; sondern als Träger einer großen Idee, ausgestattet mit innerer Sicherheit und
mit seelischem Adel …“. In: Ebda.
393 Rabinovici, Instanzen, S. 102; siehe auch Budischowsky, Jüdisch-politische Organisationen, S. 440–
442; Rosenkranz, Verfolgung, S. 75–77.
394 In: Jüdisches Nachrichtenblatt, Jg. 2 (1940) Nr. 39, S. 1.; http://deposit.ddb.de/online/jued/jued.
htm [Abruf: 1. 7. 2014]. Mittlerweile ist die Zeitschrift nicht mehr online in der Deutschen Natio-
nalbibliothek verfügbar.
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Titel
- Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
- Untertitel
- Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Autor
- Victoria Kumar
- Verlag
- Studienverlag Ges.m.b.H.
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7065-5419-0
- Abmessungen
- 15.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 216
- Schlagwörter
- Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918