Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Seite - 147 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 147 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

Bild der Seite - 147 -

Bild der Seite - 147 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

Text der Seite - 147 -

147 und Stipendien vergeben. Schließlich versuchte die Organisation die Hebräisierung voranzutreiben und bot neben zahlreichen Sprachkursen auch Veranstaltungen und Vorträge zu kulturellen, politischen und historischen Themen an.413 Während sich die Führung des Yishuvs und die zionistischen Institutionen in Palästina aufgrund der politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation des Landes in Bezug auf die Ereignisse in Österreich vom März 1938 zunächst abwartend verhielten  – eine Hal- tung, die in der Folge von verschiedenen Seiten massiv kritisiert wurde  –, reagierte der zu diesem Zeitpunkt noch als HOA agierende Immigrantenverband rasch und deutlich.414 Neben der Deklaration als führende Kraft bei den Hilfsaktionen für die österreichischen Jüdinnen und Juden und einem an den Yishuv gerichteten Aufruf in der Presse, energisch zu protestieren und materielle Hilfe zu leisten415, wandte sich die HOA Jerusalem als Vertretung des Landesverbandes auch direkt an die Einwanderungsabteilung der Jewish Agency.416 Der Anspruch, in dieser Angele- genheit das Wort zu erheben, wurde dahingehend gerechtfertigt, dass die leitenden zionistischen Stellen in Österreich als eigentliche Interessenvertretung der jüdischen Bevölkerung ausgeschaltet, die Führer verhaftet und das Palästina-Amt selbst in seiner freien Meinungsäußerung empfindlich gehemmt wäre. Ferner müsste ver- mieden werden, „dass etwa in irriger Auffassung eines Stillschweigens unsererseits der Ernst der Lage irgendwie unterschätzt werde“. Auch wenn die jüdische Führung auf die nationalsozialistische Machtübernahme in Österreich vollkommen anders als auf jenen in Deutschland reagierte  – 1933 hatten in Palästina Protestversamm- 413 1942 spaltete sich die HOGOA in zwei Körperschaften: in die politische Organisation „Alija Cha- dascha“ und in die eigentliche Nachfolgeorganisation „Irgun Olej Merkas Europa“. Die Vereinigung der Einwanderinnen und Einwanderer mitteleuropäischer Herkunft besteht bis heute und nimmt karitative, gesellschaftliche und kulturelle Aufgaben wahr. Bedeutend war das seit 1933 zunächst als Wochenzeitschrift erschienene Mitteilungsblatt des „Irgun“, das die Immigrantinnen und Immig- ranten mit Nachrichten in deutscher und hebräischer Sprache versorgte. Siehe Rafaela Stankewicz, Der Irgun Olej Merkaz Europa (IOME). [http://www.noam.org.il/]; Adunka, Exil, S. 17–31. Siehe ebenfalls Michael Volkmann, Neuorientierung in Palästina. Erwachsenenbildung deutschsprachi- ger jüdischer Einwanderer 1933 bis 1948, Köln 1994, v.a. S. 164–182. 414 Niederland, Immigration, S. 341–348. 415 Der Wortlaut eines Aufrufs im Mitteilungsblatt der HOA: „In Wien stehen zweihunderttausend Juden vor Selbstmord, Elend und Vernichtung. Die Katastrophe, von der man erwarten konnte, sie werde sich in dieser Form auf die Zeit des ersten Ausbruchs beschränken, währt nun doch schon mehr als ein Vierteljahr und steigert sich sogar immer noch weiter. Die Vorgänge dulden keinen Vergleich mit dem, was in Deutschland geschah. Und man weiß nicht, was mehr Grauen hervorzu- rufen vermag: ob die Ereignisse selbst, ob die Stumpfheit einer Welt, die all dies zur Kenntnis nimmt und schweigend registriert. Die Stumpfheit einer Welt  – und das ist der furchtbarste Schlag  –, zu der auch wir selber gehören. Ja, auch wir selber  – der Jischuw dieses Landes, die Zionistische Organisation und ihre berufenen Vertreter  – sind von einer lähmenden Stumpfheit befallen. Wir nehmen die Nachrichten, die uns täglich ereilen, wie Hammerschläge, die uns betäuben, und nicht wie Stiche ins Fleisch, die zu jähem Aufbäumen führen und letzte Energien erwecken. […] Ich sehe auf die Stimmung des Jischuw und ich vergleiche sie mit 1933. Wo sind die Proteste? Ich meine nicht die Versammlungsproteste, in denen man Volkserregung organisiert; ich meine den echten Aufschrei, wie er hier 1933 spontan aus dem Herzen drang. Ich meine die Stimmung, die nicht auf die Tätigkeit der Exekutive wartet und ihren mangelnden Elan kritisiert, sondern sie durch den eigenen Schwung mitreißt zur Tat. […].“ Gustav Krojanker, Zertifikate für Wien. In: Mitteilungs- blatt der HOA (Juli 1938) S. 7 f. 416 HOA Jerusalem an die Einwanderungsabteilung der Jewish Agency, 25. 3. 1938. CZA, S6/3691.
zurück zum  Buch Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945"
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht