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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Seite - 155 -
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Seite - 155 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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155 „Beratungsstelle der Jugend-Alijah“ über den aus Unterernährung resultierenden schlechten körperlichen Zustand der Einwanderinnen und Einwanderer, hinzu kamen Fälle von psychischen Krankheiten, die als Folge einer Verlusterfahrung oder anderer traumatischer Erlebnisse aufgetreten waren. In einem Schreiben vom 25.  April 1939 kritisierte der Generalsekretär der Jugend-Alijah, Hans Beyth, dass von den Verantwortlichen in Wien Fälle bestätigt wurden, von denen bereits bei der Ankunft oder noch auf dem Schiff klar war, „dass sie untragbar für die Jugendalijah und für das Land sind“. Als Beispiele führte er sechs „Härtefälle“ an, die er unter anderem als „debil-infantil“, „hysterisch und nervös“, „klein und schwächlich“ (und deshalb für die landwirtschaftliche Arbeit ungeeignet) charakterisierte.438 Offenbar versuchten mehrere Ärzte, vor allem nach dem Novemberpogrom auch Kinder als „geeignet“ einzustufen, die es nach den strengen Kriterien eigentlich nicht waren. Auf den Vorwurf, „Großlieferant“ für problematische Fälle zu sein, reagierte Juda Weissbrod mit der Schilderung der Ausgangslage der Wiener Jugend-Alijah, die verglichen mit Deutschland vor allem deshalb viel schwieriger war, weil auf keine Erfahrungen zurückgegriffen werden konnte, noch keine Vorbereitungslager bestanden hatten und die sich rapide verschlechternde Gesamtsituation in Öster- reich eine besonders rasche Abwicklung erforderlich machte.439 Die Relevanz einer sorgfältigen und strengen Selektion der Kandidatinnen und Kandidaten begrün- dete Dr. Noack, Vertrauensarzt der Jugend-Alijah in Jerusalem, in einem Brief an die Beratungsstelle mit vier wesentlichen Argumenten, die ob ihrer Aussagekraft ausführlich wiedergegeben werden sollen. In erster Linie würde ein rigides Aus- wahlverfahren im Interesse des Jugendlichen selbst liegen: „Es ist zu berücksichtigen, dass die Jugendlichen außer ihrer eigenen kör- perlichen Entwicklung zugleich die Anpassung an ein fremdes Milieu, an ein neues Klima und an schwere Arbeitsbedingungen vollziehen müssen, dass sie geeignet sein müssen, diese Entwicklung reibungslos zu vollziehen, dass sie nach 2  Jahren als arbeitende Menschen in der Landwirtschaft selbst ihr Brot verdienen müssen. Das können nur wirklich gesunde und leistungs- fähige Menschen. Jugendliche, die dieser Situation nicht gewachsen sind, geraten in eine schwierige Lage; eine Umstellung ist kaum möglich, immer mit erneuten Schwierigkeiten verknüpft; ein Scheitern löst fast immer see- lische Krisen aus; es besteht die Gefahr, dass sie unproduktive Elemente werden, die nicht auf eigenen Füßen stehen können. […] 2. in zweiter Linie das Interesse der anderen Jugendlichen. Es ist zu bedenken, dass ein Kranker höhere Kosten verursacht; ein Kranker oder minder Leistungsfähiger, der besondere Maßnahmen erfordert, verhindert gewissermaßen die Alijah an- derer gesunder Jugendlicher. […] 3. in dritter Linie das Interesse der gesam- ten Jugendalijah. Je besser und restloser die Einordnung der Jugendlichen gelingt, umso größer wird das Vertrauen zur Einrichtung der Jugendalijah, umso größer wird die Aussicht auf Erlangung weiterer Certifikate von der 438 Hans Beyth an Juda Weissbrod, 25. 4. 1939. CZA, S75/860, S. 22–24. 439 Juda Weissbrod an Hans Beyth, 7. 5. 1939. CZA, S75/1142, S. 241 f.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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