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8 Abraham a Sta. Clara.
ner-Kloster, und festen Schlosse. Mit den, in den dortigen Morästen
gewonnenen Schildkröten wird ein bedeutender Verkehr geführt; auch
sind di^ hiesigen großen Salznjederlagen bemerkenswerth.
Abraham a Sancta Clara. Dieser überaus merkwürdige Mann
hieß mit seinen Familiennahmen Ulrich M e g e r l e , und stammte
aus dem Megerlin'schen von Ferdinand.II I . in den Adelstand erho-
benen Geschlechte. Er wurde den 4.Iuly 1642.(nicht Iuny, wie Einige
angeben) am.Festtage des h. Bischofs Ulrich, zu Kräh en h eimstet-
ten, nahe bey der Fürstenberg'schen Stadt Moskirch, die unweit der
entspringenden Donau in Schwaben liegt, geboren. SeineAltern, Iac.
Megerle und Verena, waren arme, fromme Leute. Schon als Kind
zeigte er eine unersättliche Begierde nach Unterricht, und durch Talent und
Fleiß ging er allen seinen Mitschülern weit zuvor. Er studierte zu Mo s-
kirch, Ingolstadt, dann zu Salzburg die lateinischen Schulen.
Umstände führten ihn jung n^
er nach Wien, trat in den Barfüßer-Augustiner-Orden zu Maria-
brunn unweit Wien, studierte in dem Kloster diefesOrdens zu Wien
Philosophie und Theologie, und nachdem er zu Mar iabrunn sein
Noviziat beendet,' wurde er 1662 Priester dieses Ordens, entschlossen , wie
der Vorredner seiner Todtencapelle sagt:»Die Welt keineswegs zu ver-
lassen, sondern mit ihr nunmehr erst recht zu thun zu haben, indem er die
Laster darinnen zu besiegen die geweihte Hand anlegen wollte." Homile-
tik war das Fach, dem er sich vorzüglich widmete. Nachdem er auch
Doctor der Theologie geworden, ging er als Festtagsprediger nach Klo-
ster Taxa in Oberbayern, wo er zum ersten Mahle die Kanzel bestieg.
Er kam dann als Prediger nach Wien. Sein Ruf verbreitete sich sehr
schnell, und Zuhörer aus allen Ständen strömten herbey, ihn zu hören.
In den meisten Kirchen in der Stadt und den Vorstädten predigte er.
Als Prediger ging er dann nach Oratz. Kaiser L e o p ol d I. berief ihn 1669
als kais. Hofprediger, welche Stelle er durch 40 Jahre auch unter Jo-
seph I. bekleidete. Mit Eifer übte er die Amtspflichten als Provinzial
(durch 3 Jahre), Procurator, Lector, Pater spiritualis, und seine
Ordensbrüder wählten ihn 1639 zum Prior - Provinzial, in welcher
Würde er dem General-Ordenscapitel zu Rom beywohnte, und dort
mehrmahls mit Beyfall predigte. Papst Innocenz XI . beschenkte ihn
mit einem geweihten Kreuz. Später wurde er Desinitor seiner Pro-
vinz, und erfüllte die Pflichten dieser Würde, durch 12 Jahre auf das
vollkommenste. Durch ihn wurden die Klöster zu W i e n , M a r i a-
brunn und Orätz in bessern Stand gefetzt. Nachdem er 49 Jahre
im Orden und ins 67. Jahr seines Alters secnen Beruf vollführt, über
tausend Predigten Fehalten, in frommer Heiterkeit unermüdlich thä-
tig gewirkt, seinen Nächsten unzählige Wohlthaten, seinem Orden feste
Treue, den Lastern Spott und Verfolgung, den Tugenden Beyhülfe
und Bekräftigung erwiesen, starb er zu Wien als kais. Hofprediger den
1. Dec. 1709 allgemein betrauert. — Die Originalität seiner Predig-
ten und Erbauungsschriften machte ihn zu einem eben so gern gehörten
Prediger als gelesenen Schriftsteller. Von dem verworrenen Mysticis-
mus, wie von dem spitzfindigen Ton der Schule, in welchem die Kan-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie