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Verch tesgad. o. B e r c h t o l d s g a d n e r w a a r e n . 26?
Steinkohlen; Kalt Och als Marmor); Kieselschiefer; Mandelstein.
Holz ist das wichtigste Product des Pflanzenreichs, es wird sowohl als
Brenn- wie als Bauholz verwendet. Als Fabrikanstalten zeichnen sich
die Zuckerraffinerien von Königssaal, dann die Steingutfabriken in
Teinitz, die Baumwollspinnfabrik bey Carl stein aus. Tuchmacherey,
Oarnspinnerey und Leinweberey wird am meisten betrieben. In der Nä-
gelfabrikation ist dieser Kreis einer der stärksten in Böhmen.
Bcrchtesyadner- oder Berchtoldsgadner Waaren, be-
kanntlich die aus Holz geschnitzten oder gedrehten Spielsachen und Haus-
oder Wirthschaftsgeräthe, welche früher fast ausschließend in dem Für-
stenthume Berchtesgaden erzeugt wurden. Nun aber bringen deren im
osterr. Kaiserthume fast jede Provinz, besonders aber Tyrol hervor. Da-
selbst werden im G r ö d n e r Thale aus Zirbelholz allerley Thie-
re, Puppen, Uhrstöcke und Figuren aller Art in großer Menge verfer«
tiget. Fast in jedem der 450 Hauser dieses Thales wird diese Holzarbeit
getrieben, wobey jeder Arbeiter sich auf einen und denselben Gegenstand
beschränkt, welchen er dann aber auch mit bewundernswerther Schnellig-
keit zu Stande bringt. Der Ackersmann, welcher im Winter fast kein
Geschäft hat, arbeitet mit seiner Familie am Schnitztische; das aus der
Schule nach Hause gekommene Kind macht sich mit Eifer an ein Stück
Zirbelholz, und schnitzelt mit dem flach und hohl geschliffenen Meißel
eine Kuh, ein Lamm :c. In diesem Thale sind nun über 2000 solche
Holzarbeiter. Seit 30 Jahren werden diese Schnihwaaren auch lackirt;
es sind da über 100 eigene Lackirer beschäftigt. Die Zirbelnußkiefer hat
jedoch eine vernachlässigte Bewirthschaftung erfahren, darunter leidet der
ganze Erwerbszweig im Grödner Thale; denn der Arbeiter ist genö-
thigt, das Holz aus den benachbarten Gemeinden, ja selbst aus dem
entferntem Fassa - Thale herbeyzuschleppen, und das härtere, gröbere
Fichtenholz zu gebrauchen. Nach Tyrol besteht in Osterreich ob d. Enns
die stärkste Holzwaaren - Fabrikation, nähmlich zu G m u n d e n ,
Ebenweyer und Hal le in . Im Traunkreise zusammen sind an 70
Fabrikanten. Im Lande u. d. Enns hatte die Tirnitzer-Fabrik noch vor
kurzer Zeit 30 Holzschnitzer und 5 Drechsler. In Böhmen zieht die auf
der Herrschaft Fried land ganz von Bergen und Wäldern eingeschlosse-
ne Gemeinde Weisibach ihre einzige Nahrung aus der Verfertigung wei-
ßer und gefärbter Holzarbeiten dieser Art. Auch Rothen haus in Böh-
men liefert deren; diese stehen aber dem tyrolischen nach. In Ungarn
werden dergleichen zu Beharocz in der Liptauer-, und zu Milocho
in der Trentsiner Gespanschaft erzeugt. Die andern Provinzen liefern-
wenige, und nur gemeinere Arbeiten dieser Gattung. In Wien be-
steht eine k. k. erbländisch-priv. B.-Holz- und Kinderspielerey-Waaren-
Fabrik sammt Niederlage unter der Firma Ioh . Hal ler sel. Witwe (alter
Fleischmarkt Nr. 707). Der Handel mit B. W. ist im Allgemeinen
nicht ohne Bedeutung, und besonders muß hierin das Grödnerthal die
größten Vortheile genießen. Man rechnet, daß von dort jährlich 400 Ki-
sten in's Ausland Versender werden, welche, jede zu 100 fi. gerechnet, dem
kleinen Bezirke die Summe von 40,000 st. C> M. einbringen. Dieser
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie