Seite - 311 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe A-D, Band 1
Bild der Seite - 311 -
Text der Seite - 311 -
B l i n d e n i n st i t u t e. 31l
oft mit Gumlniwasser abgerieben und in Formen gebracht wird, und noch
immer unter jenem Nahmen erzeugt und gekauft wird, ungeachtet die zu
Krems bestandene Fabrik schon seit mehr als 50 Jahren eingegangen
ist. Aus Karnthen erhalt man Kremser, Venetianer B. u. a.; für das
reinste und vorzüglichste wird das Herbert'sche gehalten. Ferner hat
man imInlande echtes Venetianer B., eine sehr feine, schöneSorte; B.
ausschl. Privil. erhielten. Auch Fr. Hagner aus Philadelphia
hatte den 10. Iuly 1313 auf seine neue Verfahrungsart zur B. - Fa-
bncation ein ausschl. Privil. für die österr. Monarchie erhalten, so wie
schon früherden 23. Sept. 1304, Ios. v. Saurimont in Wien
ein Privil. auf 8 Jahre. Ganz verschieden und nur dem Nahmen nach
ahnlich ist das Tyroler B., da es gar kein oder sehr wenig Bleyoxyd,
sondern fast nur gepulverten Schwerspath mir weißer Thonerde enthalt.
BlindeninstitUte. Fast jede Provinzialhauptstadt besitzt irgend
eine Anstalt für Blinde, sey es nun ein Unterrichts- oder Erziehungs-,
ein Versorgungs-oder sonstig es Humanitats-Institut für solche Unglückliche.
So hat Prag (seitKurzem auch Brunn mittelst eines stand. Sriftungs-
capitals von 20,000 fl.C. M.) ein organisirtes Institut für blinde Kinder
und Augenkranke, eineBlinden-Versorgungsanstalt; Linz eine Blinden«
Lehranstalt :c. Dieß sind jedoch speciellere Privatunternehmungen, wie
sie jedes civilisirte Land hat und haben muß, und welche man daher
als Bedingung stillschweigend schon voraussetzt. Eine hervorragende
Bewandtniß hat es jedoch mit dem k. k. B. I. in W i e n, welches eine
ärarisch organisirte Centralanstalt bildet; doch war auch dieses vorher
eine Privatunternehmung, 1304gegründet undgeleitet vonIoh. Wilh.
Klein, und zwar für blinde Kinder beyderley Geschlechts, um sie zu
bürgerlicher Brauchbarkeit zu erziehen, zu welchem Zwecke Klein ein
schätzbares Lehrbuch geschrieben (Lehrbuch zum Unterricht der Blinden:c.,
mitj 6 Kupf. Wien 1319). Dieß Institut vereinigte unter der treff<
lichen Direction des überaus verdienstvollen Klein so viele Vorzüge,
daß es 1303 zu einer Staatsanstalt erhoben wurde. Durch einen Kate-
cheten, 5 Lehrer und 3 Gewerbmeister lernen hier die Zöglinge: Relit
Verfertigen von Schnüren, Fransen, Bindfaden und Schuhen, Korb-
stechten, Pav^arbeiten, Bandweben, Tischlerarbeit :c. Zöglinge von
Talent, oder besseren Vermögensumstanden erhalten auch Unterricht im
Schreiben, in der Geographie, Geschichte, Mathematik:c. Die Zög-
linge sind dreyerley: Solche, die auf öffentliche Kosten unterhalten wer-
den; arme blinde Kinder von besondern Wohlthatern erhalten; und blinde
Kinder von vermöglichen Altern. Die Anstalt nimmt blinde Kinder (bey.
derley Geschlechts) in demAlter zwischen 7 und 12 Jahren an. Die Erzie-
hungs- oder Lehrzeit ist, vom 10. Jahre des Alters an gerechnet, auf
6 Jahre bestimmt, woraus die Zöglinge ihren Ältern oder Verwandten
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie