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Böhmen, I. Geschichte. 33»
.durch Einführung der Jesuiten, durch die Wiederherstellung des Prager
Erzbisthumes und durch die von ihm eingeführte Bücher-Censur Einhalt
zu thun suchte, so war Letztere doch zugleich/ehr gemäßigt, und der
König selbst nahm die Zueignung der böhm. Übersetzung der E ras mi-
schen Paraphrasen des Mat thäus an, und erlaubte den Druck meh-
rerer anderer Werke des Erasmus. Noch weiter ging die Duldung
seines Nachfolgers, Max imi l i an 's I I . , der 1567 eine allgemeine
Religionsfreyheit gestattete, und die böhm. Confession der drey utra-
quistischen Stande genehmigte. Allein da die.Protestanten selbst durch
lebhafte Controversen und zu ausgedehnte Forderungen schon unter des
stillen und den Wissenschaften mehr als den Regierungsgeschäften erge-
benen Kaisers Rudolph und seines Bruders Math ias Regierung
zu den traurigsten Ausbrüchen der Parteywuth Anlas; gegeben hatten,
schien dem zweyten Ferdinand (ernem Enkel des ersten), der seinem
Oheim, Kaiser Math ias 1619 in der Regierung folgte, nachdem er
schon bey dessen Lebzeiten, 1617, gekrönt wurde, eine Einschränkung
der böhm. Protestanten nöthig zu seyn, welches aber nur den Ausbruch
eines äußerst blutigen und für den Kaiser selbst anfangs gefährlich gewor-
denen Aufstandes veranlaßte. Die Böhmen unter Thurn's Anleitung
opferten die kaiserlichen Räthe ihrer Wuth, errichteten ein sogenanntes
Defensions-Werk, und bothen die Krone dem Pfalzgrafen Friedrich an,
der sie aus eitler Ruhmbegierde und Olaubenseifer, vielleicht noch mehr
aber auf Andringen seiner Gemahlinn, des englischen Königs Jacob I.
Tochter, zu seinem Unglücke 1619 annahm, indem er sie als Folge der ver-
lorenen Schlacht am Weißenberge bey Prag (den 3. Nov. 1620) mit
seinen alteren Erblanden wieder einbüßte. — Das wohlgeführte Schwert
seines Bundesgenossen, de,s großen Maximi l ian 's von Bayern, und
seines W allenstein's, hatte dem Kaiser Ferdinand sowohl den
Besitz seiner Erblande wieder verschafft, als auch Schätze zur glücklichen
Fortführung auswärtiger Kriege gegen Schweden, Frankreich, nebst
ihren Alliirten, und die Macht gegeben, die Fundamentalgesetze B.s
dem Interesse seines Hauses gemäß abzuändern/ und sich dieser Krone
mehr für dasselbe zu versichern. Dennoch blieb B. nicht von ferneren
Unfällen befreyt. Es sollte hier der dreyßigjährige Krieg enden, wo er ange-
fangen hatte, und die Schweden mußten erst in dieses Reich nochmahls
eindringen, und einen Theil seiner Hauptstadt erobern, bis er unter
Ferdinand I I I . durch den westvhäl. Frieden 1648 beendigt werden
konnte. In diesen Zeiten der größten Trübsale während des dreyßigjäh-
ngen Krieges wurde B. so sehr an Menschen und Geldmitteln erschöpft,
daß es sich durch einige folgende ruhige Regierungen nicht ganz zu er-
hohlen vermochte, und erst im 13. Jahrhunderte einen Theil seines vor-
mahligen Wohlstandes wieder erhielt. B. konnte bereits beym Antritte
der Regierungjder einzigen Erbtochter Carl's V I . , Mar ia There-
siens, seine treue Ergebenheit für diese Fürstinn wirksam bewähren,
die nachmahls so viel für sein Aufblühen gethan hat. Zwar wurden zwey
Kriege mit Preußen größten Theils inner seinen Gränzen geführt, auch
ein großer Theil des Landes hart gedrückt; dennoch erhohlte es sich bald
wieder, und wurde vielmehr unter der Regierung dieser wirklich großen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie