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Bc> h m e n It . G e o g r a p h i e u. S t a t i s t i k .
Die Deutschen (etwa 900,000) bewohnen hauptsächlich die Gränzge-
genden von Sachsen, Preußen und Bayern, vom Pilsener Kreise an,
durch den Elbogner, Saazer, Leitmeritzer, Bidschower bis zum König-
gräher Kreise. Sie sind die Gewerbsteisiigsien des Königreichs. Die Ju-
den scheinen alte Bewohner des Landes zu seyn. Mehrere Inschriften
uralter Leichensteine u. a. beweisen, dasi sie schon zu den Zeiten der
Marcomannen im 1. Jahrhunderte hier gewesen. IhreZahl ist (nach den
Patenten von 1739 und 1797) auf 3,600 Familien festgesetzt, welche
nicht überschritten werden soll; in religiöser Beziehung stehen sie un-
ter einem Ober- und mehreren Kreisrabbinern. Ihre Hauptbeschäfti-
gung ist der Handel mit Getreide, Vieh, Leder, Wolle, Geld und
Staatspapieren, welchen sie mit der ihnen eigenen Thätigkeit betreiben.
Die meisten der vielen Branntweinbrennereyen und nicht wenige Bicr-
brauereyen sind in ihren Händen. Gewöhnlich pachten sie auch die Pott-
aschensiedereyen. — Eine'Colonie Italiener, welche sich unter Car l IV.
in Prag ansäsiig machte, im Hussitenkriege auswanderte, aber wie-
der zurückkehrte, befindet sich noch heute daselbst. Sie beschäftigen sich
ausschließend mit dem Handel. — Sprach e. Die gemeine Volkssprache
ist die slavische nach eigenthümlich böhm. Dialect, vorzüglich auf dem
Lande unter den mittlern und untern Ständen. Indessen spricht sie auch
fast jeder aus den höhern. Sie ist die National- und Landessprache;
wenn gleich im Geschäftsgänge der Stellen, in der gebildeten und ge-
lehrten Welt die deutsche sich vorherrschend behauptet. Fast ausschlie-
ßend herrscht bey dem Bauernstande die böhm. Sprache im Ratonitzer,
Prachiner, Czaslauer, Berauner uttd Kaurzimer Kreise. Nach mehre-
ren Schicksalen, welche-sie erlitten, indem sie nicht zu allen Zeiten be-
günstigt wurde, ward sie endlich in neuester Zeit wieder sehr g,. >H ben.
Es lassen sich mehr als 200 böhm. Schriftsteller zählen, welche theils
Originalwerke, theils Übersetzungen lieferten. Vorzüglich erhob sich auch
die böhm. Poesie, deren ältestes Denkmahl Hanka in der Königin-
hofer Handschrift (s. d.) auffand. In den Gränzgegenden au deutschen Lan-
dern, besonders aber in den 3 nördlichen Kreisen gegen Sachsen wird
allgemein nur deutsch gesprochen.Die deutsche Sprache wurde inB. über-
haupt allgemeiner, seitdem Mar ia Th e resia den förmlichen Unter-
richt darin anordnete. - ^ I n d ustrie - Product ion. Mineral-Producte:
Die Gesammtproduction des Roh- und Gusieisens kann man jährlich auf
350,000 Ctr. berechnen, wovon ungefähr^ auf die Herrschaften Hor-
zowitz und' Ginetz im Berauner Kreise (deren Werke den ersten Rang
behaupten) fällt, so wie überhaupt in diesem so wie im Pilsener Kreise,
das meiste und beste Eisen gewonnen und verarbeitet wird. Der Produc-
tionswerth der gesammten Hütten- und Hammerwerke wird auf
1,600,000 fi> geschäht. Aber 6000 Menschen werden durch diese Fabri-
cation beschäftigt; gegen 1,500 in ungefähr 70 Hochöfen, 1000 in 160
Eisenhämmern. Eisenblechwaaren zum Theil verzinnt fertigen gegen 360
Arbeiter für 4^0,000 fl. Ferner gibt es über 1000 Nagelschmiede, 600
Drahtzieher, 50 Sensenschmiede, 170 Waffen- und Wagenschmiede, 30
Zeug- und Cirkelschmiede, und einige hundert Schlosser und Messerschmie-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie