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Nor is . —Norkovich. 355
brikwesens, besonders der Wollen- und Leinwandmanufactur. Verdrieß-
lichkeiten wegen der Sedisvacanz bewogen ihn, 1754, die Würzburg'-
schen Dienste zu verlassen, und den Ruf als laiserl. Hofrath in Wien
anzunehmen. In dieser Stelle erlangte er durch seinen beharrlichen Fleiß
und seine ausgezeichneten Talente einen vorzüglichen Ruf, und erhielt
deßwegen die eintragliche Stelle eines Referendars. Diese verschaffte ihm
freyen Zutritt zum Kaiser Franz I. , wodurch er auch der Kaiserinn
Mar ia Theresia bekannt wurde, die ihm so großes Vertrauen
schenkte, daß sie ihn in unmittelbare Dienste zog, und zum Staatsrath
ernannte. Bey der deutschen Königswahl Joseph's I I . 1764 wurde
ihm, als dritten churböhm. Wahlbothschafter, diegeheime Instruction vom
Hofe anvertraut, und da er zur Beschleunigung der Wahlcapitulation
vorzüglich beytrug, so erhielt er bey seiner Rückkunft von Frank-
furt das Commandeurlreuz des königl. ungar. St. Stephansordens,
und ward wirkl. kaiserl. geh. Rath. Seit 1770 bekleidete er zu Re<
gensburg die erzHerz, österr. Directorial-Gesandtenstelle, führte dane<
ben noch die fürstl. Stimmen von Bamberg, Würzburg , Fulda,
Dietrichstein, Thurn und Taxis, und starb 1793 zu Regens-
burg. Er war einer der größten Publicisten seiner Zeit, und beschäftigte
sich meistens mit dem, was in die Reichsjustiz einschlug, daher auch seine
Vorschlage, die Visitation und Beförderung des Iustizwesens betreffend,
Regensburg, 1772. Nachtrag dazu, 1773; seine Beytrage zum came-
ralgerichtlichen Iustizwesen. eb. 10 Stücke 1732— 92 , u. a. Werke
seine Kenntnisse und patriotischen Eifer rühmlich beurkunden.
5 Bor is , jüngerer Sohn des ungar. Königs Colomann, von
seiner zweyten Gemahlinn der russ. Predslava, die aber der eifer-
süchtige König wegen Verdacht des Ehebruchs verstieß und nach Hrer
Heimath sandte (1112), wo sie den unglücklichen Prinzen gebar und
als Nonne starb. Dennoch erwarb sich der junge B. die Zuneigung seines
Halbbruders Stephan I I . , der ihn zum Obergespan des Zipser Comi-
tats, und bald darauf zum Fürsten von Halics und Przemisl
erhob. Die Vorliebe des Königs für den Prinzen machte die Großen des
Reichs besorgt. Sie erschraken, als der König den Prinzen zu seinem
Nachfolger erklärte, und von ihnen deßhalb einen Eid forderte. Zuletzt
gab der König der allgemeinen Abneigung gegen B. nach, und der
blinde Bela folgte ihm (1131). B. aber wagte es, sein Erbrecht zu
behaupten. Seine Partey vergrößerte sich zwar, allein in seinen Ver-
suchen unglücklich konnte er sich nicht behaupten, und seine Bemühungen
um Beystand in Österreich und Böhmen hatten keinen günstigen Erfolg.
Als König L u d w i g VI I . von Frankreich eben mit seinem Heere
durch Ungarn nach dem gelobten Lande zog, schloß sich B. heimlich
seinem Gefolge an, ward aber verrathen, und nur der König konnte
ihn großmüthig retten (1147). Er floh nach Griechenland und diente bey
dem Heere Manuel's gegen die Ungarn, ohne ihnen großen Schaden
zufügen zu können. Zuletzt starb er in der Verbannung (1155).
Borkovich, Mar t in , geb. 1597 zu Demagovicz unweit
Carlstadt, lernte als erwachsener Jüngling erst die Anfangsgründe
der lateinischen Sprache, trat in seinem 30. Jahre in den Einsiedler-
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie