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BrandeiS/ Hirschmann. — Brandeis. 365
geboren. Sein. Vater, Ioh . Christian Got thel f B. , war
falls Landschaftsmaler und außer dem Unterrichte, den er auf der Aka-
demie empfing, sein einziger Lehrer. B. wurde sehr bald zum Studium
der Kunst angeregt, die Natur war seine vorziiglichste Leiterinn, die
großen Verdienste um seine Kunst, die ihn im ganzen verfeinerten Euro-
pa bekannt machten, hatte er nur seinem eigenen Genius und seinem
rastlosen Fleiße zu verdanken. Er zeichnete sich bald so sehr aus, daß
ihm Kaiser Franz I. auftrug, die großen Wandgemälde in dem kais.
Lustschlosse Laxen bürg zu malen. Der Kaiser, Kenner und selbst
Dilettant, war mit seiner Arbeit so zufrieden, daß er ihm den Titel
eines Kammermalers beylegte. Als 1771 der akademische Lehrer der
Landschaftsmalerey, W e i r o t t e r , starb, ward B. zu seinem
Nachfolger ernannt. Seine Arbeitsamkeit war gränzenlos, und wahrte
bis an sein Ende. Es ist merkwürdig, daß er etwa 17 Jahre vor seinem
Tode durch den schwarzen Staar den Gebrauch des einen Auges verlor,
seinen kleinsten und zartesten Gemälden aber darum doch nichts von der
außerordentlich mühsamen Ausarbeitung bis ins Kleinste entging. Sein
unausgesetztes Arbeiten, das selbst in seinem hohen Alter durch wenig
Zerstreuungen unterbrochen wurde, bewirkte eine zunehmende Entkraf-
rung. Er verschied den 13. Iuny 1795, allen, die ihn kannten, seines
sanften, wohlwollenden Charakters wegen unvergeßlich. Als Künstler
hat er ausgezeichnete Verdienste. Seine kleineren Cabinetsstücke zeichnen
sich durch ein sehr liebliches, lebhaftes und treffendes Colorit, durch die
besonders glückliche Wahl der Gruppirungen aus. Seine vorzüglichsten
Stücke sind: Die Schlacht bey Hochkirchen, in der k. k. Gallerie im
Belvedere, wo sich noch einige andere Stücke von ihm befinden, und das
Schloß Austerlitz, das der Staatskanzler, Fürst Kaunitz, Besi-
tzer dieser Herrschaft, ihm zu malen auftrug. Der bekannte Wiener-
Kaufruf, eine Folge von 30 Blättern, ist von B. nach der Natur ge<
zeichnet, und von verschiedenen Künstlern in Kupfer gestochen worden.
B. hat auch mehrere Stücke selbst radirt, welche an der Zahl 49 betra-
gen. Die vorzüglichsten Kupferstecher, die nach seinen Gemälden gearbei-
tet haben, sind Zink und Dequevauv i l ler ; Bartsch, der auch
B.'s Porträt radirte, hat nach einigen seiner Studien gearbeitet. Seine
merkwürdigsten Schüler sind: Ianscha, Schön berger, Schal l-
has, Mo l i t o r , Rechberger.
Brandeis, Hirschmann, Doctor der Heilkunde, Sohn eines
sehr dürftigen jüdischen Rabbi in P rag , geboren daselbst 1793, begab
sich frühzeitig nach Frankreich, woselbst er sich ausbildete, verweilte eini-
ge Zeit in W ien , und lebt jetzt in Rußland als practischer Arzt. Er
gab heraus: Die echten Hippokratischen Schriften, verdeutscht und er-
klärt, I.Thl. (Aphorismen), Wien, 1312. — Medicinisches Wörter-
buch :c. der griech. Wörter, Tüb., 1820.
Brandeis, böhm. offenes Städtchen im Kaurzimer Kreise, hat
ein königl. Schloß, 2,500 Einw., eine Piaristenresidenz mit Haupt-
schule, und ein Filial des Invalidenhauses in Prag. — Unter den
Mauern der Stadt dehnt sich ein liebliches, durch vielfältige Anlagen
immer mehr verschönertes Thal von der Elbe bis zur Isar aus. In der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie