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Nraun, Peter Freyh. v. 873
rere Jahrs auf das thätigste arbeitete. 1710 begab er sich nach Prag ,
ließ sich daselbst hauslich nieder und erhielt viele Bestellungen. Um 1720
wurde B. vom Kaiser Carl VI . nach Wien berufen und mit ansehnli-
chem Gehalte als Hofbildhauer angestellt, allein die Wiener Luft war
seiner Gesundheit nicht zuträglich, er kehrte bald wieder mit Beybehal-
tung seines Titels nach Prag zurück, arbeitete noch vieles für den Gra-
fen Wrtby, damahligen Oberstburggrafen von Böhmen, wie auch für
die Grafen Kolowrat , Czernin, Bucquoy und Gal las, und
starb daselbst den 15. Febr. 1733. Die Anzahl seiner Werke ist sehr be-
deutend. Er arbeitete mit Leichtigkeit und Geschwindigkeit, feine Erfin-
dung war lobenswerth, doch übertrieb er manchmahl die Stellungen und
den Ausdruck. SeineDra^perie hatte ebenfalls etwas Gesuchtes, Manie-
rirtes an sich, und bey seinen letzten Arbeiten, wo er sein Studium der
Anatomie zu sehr an Tag legen wollte, verfiel er in das Trockene und
Magere. Seine Zeichnung, so wie alle architectonischen Beywerke und
seine Oruppirung war jedoch vortrefflich. Unter seine vorzüglichsten Werke
rechnet man: Die Geburt und Aufopferung Christi mit der Anbethung
der Hirten und der Ankunft der 3 Könige; — Die 7 Haupttugenden und
die 7 Todsünden vor der Klosterkirche zu Kukus in Böhmen befindlich;
— Die Statue der heil. Luitgarde, so wie des heil. I vo für die Pra-
ger Brücke; mehrere Bildsäulen von Heiligen, weit über natürlicher
Größe; — Die Dreyfaltigkeitssäule in derNeustadt zu Prag mit einer
reichen Zusammensetzung von Figuren; —Das Dreyfalrigkeitsdenkmahl auf
dem Platze zuTeplitz mit ebenfalls reichen Gruppirungen; —> Das Stand-
bild Kaisers Carl V I . in weißem Marmor, seine letzte Arbeit. Endlich
sind viele Statuen und andere Verzierungen in mehreren Pallasten und
Häusern zu Prag, L issa, Kukus, so wie auch im großen Garten zu
Dresden von seiner Hand.
Vraun, pet. Freyh.v., ein Mann, der durch seineThätigkeit für
Kunst und Industrie, durch seinen Unternehmungsgeist und edlen Geschmack,
besonders in dem Andenken der Wiener noch lange blühen wird. Er war ein
Sohn des k. k. Hofrathes Ioh . Got t l . v. B., trat 1777 in Staats-
dienste, wurde bey der Cameral-Buchhaltung Ingrossist, dann Nechnungs-
Official, darauf bey der Hofrechenkammer Hofconcipist, und alsbald Hof-
secretar. DerAufschwung, welchen in Osterreich damahls Industrie und Han-
del nahmen, bestimmte ihn, dieDicasterialbahn zu verlassen, und sich die-
sem Zweige zu widmen. Um die vaterländische Industrie begann er 1733
sich verdient zu machen. Die Seidenstofffabriken ließen damahls noch viel
zu wünschen übrig. B. errichtete eine solche Fabrik, und scheute die be-
deutenden Kosten nicht, Arbeiter aus Lyon dazu kommen zu lassen. Die
Unternehmung zeichnete sich bald aus, und veranlaßte die nützlichste Nach-
eiferung. Joseph I I . bezeigte ihm seine Zufriedenheit, und ernannte
ihn das Jahr darauf zum Truchseß. 1790 trat B. eine Großhandlung
an. 1792 sendete ihn der Kaiser zur Unterhandlung von Darlehen an die
Reichsfürsten, 1794 überließ er ihm die Leitung und Verwaltung der
beyden Wiener Hoftheater, und spendete denselben einen jährlichen Zu-
schuß von 40,000 fl. Seiner mannigfachen Vorzüge und Verdienste we-
gen, wurde B. 1795 taxfrey in den Freyherrnstand erhoben. 1796
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie