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874 Braun v. Nraunthal.
kaufte B. die Herrschaft Schönau nächst Wien. Hier entwickelte er wahr-
haft großartigen Kunstsinn, indem er mit ungeheuren Kosten einen
prachtvollen Park anlegte, der Nacht einen herrlichen Tempel voll Kunst-
wunder widmete, und den ganzen Edelsitz zu einem feenartigen Aufenthalt
gestaltete. Dann verschrieb er Leute aus Italien, um in S ch ö n a u
Strachina, und Parmesankäse zu bereiten, was so wohl gelang, daß sie
den echten völlig gleich kamen. Er führte auf seinen Gütern die italieni-
sche Bewässerungsmethode ein, und ließ deßhalb Italien eigens von ei-
nem seiner Beamten (dem jetzigen Oberregenten sämmtlicher Güter des
Erzherzogs Car l , Ritter v. Wit tmann) bereisen, ^tz.'s landwirth-
schaftliche Verbesserungen und Verschönerungen wurden für viele ein auf-
munterndes Vorbild. In demselben Jahre (1796) wurde B. Hof-
banquier und kaiserl. Rath. 1301 brachte er eine der vortrefflichsten
mähr. Herrschaften, Iaslowitz, käuflich an sich, hielt daselbst 300
Tyrolerkühe, und führte eine Käsefabrication wie zu Schonau ein,
welche noch fortbesteht. 1304 erhielt er vom Kaiser den Befehl, die galiz.
Tranksteuer zu reguliren. In demselben Jahre kaufte er das Theater an
der Wien. Er veräußerre selbes wieder 1307, und überließ die beyden
Hoftheater einer Gesellschaft von Cavalieren, nachdem er selbe zu voller Zu-
friedenheit des Kaisers und des Publicums 13 Jahre verwaltet, und un-
zählige Beweise seiner uneigennützigen Liebe zur Kunst dargelegt hatte.
Es war dieß eine wahre Blüthenperiode für diese beyden Theater, da
auch Kotzebue als Präsident einflußreich wirkte. Späterhin legte B.
I grosie engl. Baumwollspinnereyen in Schonau und Sol lenau an.
Die Producte derselben erreichten einen solchen Grad von Vollkommen-
heit, daß sie mit denen des Auslandes auf gleicher Linie standen, und
das Wiener polytechnische Institut selbe in der k. k. priv. Wiener Zei-
tung öffentlich anpries. Er war gewohnt, den Bürger und Hand-
werker, den Bauer und Landmann mit Lehre und Mitteln großmüthig
zu unterstützen. Wie er viel geleistet für die Kunst selbst, war er auch
den Künstlern ein edler Mäcen; viele hatten ihm Wohlstand und Ruf zu
verdanken, wie der Maler Schon berg er, der ausgezeichnete Maschinist
Mä lze l :c. Er starb den 15. Nov. 1319, 61 Jahre alt.
Braun v. Braunthal, Carl Ioh . Rit ter, geb. zu Eg er in
Böhmen 1302, ist einer von jenen Menschen, deren geistige Entwick-
mögen, das Gepräge der Selbststandigkeit, der Originalität an sich trägt.
Die dichterischen Producte solcher Köpfe leiden nicht den Normalmasistab
jeder Zeit, am wenigsten oft jener, in der sie leben; immer aber regen
alt, hatte er die Antigone von Sophokles, einen großen Theil
von Virgil 's Aneis und die besten Oden von Horaz metrisch über-
setzt, während er den gewöhnlichen Studien oblag, und die deutschen
Classiker fleißig las. Dieß munterte ihn zum Selbstschaffen auf, und die
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie