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Bruckenthal u. Vruckenchal sches Museum. 395
völlige Ergebenheit für das Interesse des Hofes das Vertrauen Maria
Theresien's, zu erwerben. Rasch gelangte er nun von Amte zu Amte,
und die Großmuth der Königinn, von der er in manchem Jahre bis
36,000 fl. erhielt, kam seiner Prachtliebe, dem Hauptzuge seines Charak-
ters, vollkommen zu Statten. Er erwarb ansehnliche adelige Landgüter,
und da er kein lebendes Kind hatte, ward der größte Theil seiner Ein-
künfte auf Prachtgebäude, Gärten, Hausgeräth und verschiedene Samm-
lungen verwendet, die mit einer Art von Glanz erscheinen konnten. Alles
dieses ward durchreisenden Fremden gezeigt, und es konnte nicht fehlen,
daß dieselben, besonders wenn sie aus den türkischen Staaten gekommen
waren, bey ihrem Eintritt in die österr. Länder von diesen eine sehr vor-
theilhafte Meinung erhielten. Noch eine vortheilhaftere Folge davon war
es, daß vortreffliche Handwerker ins Land gezogen wurden; auch wirkte
das Beyspiel des Freyherrn v. B. mächtig auf die Nacheiferung des sieben-
bürg. Adels. Aus Mangel einer bestimmten Aufsicht und wegen andern noth-
wendigen Verrichtungen konnten seine literarischen und Kunstsammlun-
gen von Studirenden nicht gleich benützt werden; diese Art von Glanz
und Verewigung seines Andenkens hatte sich B. bis nach seinem Able-
ben verspart. Er starb, seit 1737 im Ruhestand lebend, am 9. April
1303 im 82. Jahre. Seinem Testamente zu Folge kam sein ganzes Ver-
mögen, mit Ausnahme einiger Vermächtnisse, als ein unveräußerliches
Fideicommiß in die Hände des den Bruckenthal'schen Nahmen führen-
den männlichen Erben seines Neffen, mit der Pflicht, die Zinsen von
36,000 st. zur Vervollkommnung und öffentlichen Benützung der Samm-
lungen zu verwenden. — Das jetzt sogenannte Bruckenthal'scheNatio-
nalmuseum wurde daher 1817 an das evangelische Gymnasium zu H e r-
mannstadt übergeben. Dasselbe besteht: 1) aus der Büchersammlung,
welche 15,000 Bde. stark ist; am besten ist das Fach der Erdkunde mit
der kostspieligen Suite der Vo^a^ez pittoi-65HU65 und jenes der Alter-
thümer bestellt; auch von den Sammlungen der Geschichtschreiber ver-
schiedener Völker sind die meisten vorhanden; das Fach der ungarisch-sie-
benbürgischen Geschichte wird fortan vorzüglich beachtet; die auf den sie-
benbürg. Landtagen des 16. und 17. Jahrhunderts ausgefertigten Ge-
setze sind in authentischer Form, mit dem Siegel der Fürsten, in be-
trächtlicher Anzahl vorräthig; — 2) aus der Gemäldesammlung, wobey
sich auch Zeichnungen und Antiken besinden; diese hat Originalgemälde
vieler berühmter Maler aufzuweisen, als: Guido Reni; Caravag-
gio, Albani, Domenico Zampieri, Carlo Cignani, Dome-
nicoCanuti, Carlo Mara t t i , Andrea del S.arto,Giordano,
Pozzo, Bassano, Fe t i , Trevisani, Pol idoro, Spagno-
letto, Casanova, Ossembeck, Rubens, van Dyk, Bronk-
horst, Berghem, Wouwermanns, Rembrandt, Fyt , Ttz-
niers, Alb. Dürer, Altdorfer, Holbein, Sandrar t , S t ru-
del, Hans Graaf, Ferg, Ch. Brand, Agr icola, Schin-
nagel, Stampart , Dietrich, Sambach, Querfurt , Mey-
tens, Kupeczky, Hami l ton, Kneller; — 3) aus der Münzen-
sammlung (griech., röm., deutsche, päpstliche, vorzüglich ungar. und
siebenbürg. Münzen); — 4) aus der Mineraliensammlung. Diese hat
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie