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Budowecz v. Budowa. 4l5
erreichen. Bald darauf öffnete sich ihm ein weiteres Feld, worin er
seine Starke in der Redekunst im glänzendsten Lichte öffentlich zu zeigen
Gelegenheit fand. Denn als 1603 der Erzherzog Mathias den Kaiser
Rud olph/ seinen Bruder, zur Abtretung der böhm. Krone an ihn
zu bewegen suchte, trat B. auf die Seite des Erzherzogs, und zog
auch die Meisten der Mitstande nach sich. Als eben um diese Zeit das
Volk vom Kaiser eine vollkommene Religionsfreyheit zu erzwingen such-
te, verfertigte er die Artikel, und trug sie dem Kaiser Rudolph im
Nahmen der Stande vor. Weil er dießmahl langer, als man geglaubt
hatte, auf dem Schlosse geblieben war, so verbreitete sich in der Stadt
das Gerücht, Rudolph habe ihn ins Gefängnis; werfen lassen. Die
Bürger griffen zu den Waffen, und es wäre ganz gewisi zu einem all-
gemeinen Aufstande gekommen, wenn ihn B. durch seine Rückkunft
nicht gestillt hatte. Das Volk konnte sich kaum vor Freude fassen, als
er ihm die Nachricht brachte, daß der Kaiser den Majesiatsbrief, wo-
durch in Böhmen die Oewissensfreyheit festgesetzt wurde, an diesem Ta-
ge, es war der 12. Iuly 1609, unterfertigt habe. Zu gleicher Zeit
war auch die Universität zu Prag den Protestanten überliefert worden;
da sie aber damahls in einem schlechten Zustande war, so wurde auf sein
Andringen beschlossen, diese hohe Schule wieder in Aufnahme zu brin-
gen. Zu diesem Endzwecke wurden nun 24 ansehnliche Männer, 3 aus
jedem Stande, am 10. Oct. 1609 ernannt, und zu Beschützern (D^
ien50i-68) der hohen Schule bestimmt; diese besetzten die erledigten Lehr-
stuhle mit geschickten Professoren, vermehrten den damahligen Zeitum-
ständen gemäß ihren Gehalt, und erließen verschiedene neue Verord-
nungen sowohl für die Schulen in Prag, als auf dem Lande. Unter
der Zahl dieser Defensoren war auch B. Allein diese guten Anstalten
zur Aufnahme der Wissenschaften, wovon B. der Urheber war, wurden
einige Jahre darauf durch die schreckliche Catastrophe des ganzen König-
reiches wieder zerstört. Unter der kurzen Regierung Friedrich's von der
Pfalz, wurde B. zum Appellations-Präsidenten und Bewahrer der
böhm. Krone ernannt; überdieß war er auch einer aus den Directoren,
welche das Königreich vor der Ankunft Friedrich's verwalteten. B. stand
jedoch diesen Ämtern nicht lange vor, denn Friedrich's Heer wurde
1620 auf dem weißen Berge aufs Haupt geschlagen/ und P rag
erobert. B. führte nun seine Gemahlinn und Kinder auf seine Güter,
und kehrte sogleich wieder nach Prag zurück; denn er wollte lieber sich
selbst in die Hände der Überwinder liefern, als die Krone, deren Be-
wahrung ihm die Stände aufgetragen hatten, im Stiche lassen. Er
wurde am 10. Febr. 1621 verhaftet, zum Tode verurtheilt, und am
21. Iuny desselben Jahres im 70. seines Alters als Empörer öffentlich
enthauptet. — Von ihm sind folgende Schriften: Üistorica r^i-i-ati
6e rc;!)U5 in Lonemia inter proxima reßni oomitia, in ne
i^inniz ßeztiz; lÜOg. — ^ntialkoran, Prag, 1614. —
Aii lunariz et solaris etc., i-epr2656nt2N5 zeriem p
ecolesiae et mun6i lnntationum, Hannover, 1616. — ^
circuli koroloßii Kiztorici, Frankfurt, 1617. Auch war
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie