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C a n a l. 441
dinischer Gesandter am laiserl. österr.Hofe befand, betrat schon in zarter
Jugend die militärische Laufbahn, in welcher er sich in den österr. Kriegs-
diensten bis zur Würde eines Oberstlieutenants emporschwang. 1770 zog
er sich aus den Kriegsdiensten zurück, um sich seinem angebornen Triebe
nach Gemeinnützigkeit, welcher den Verewigten bis an seine lebten Le-
benstage ausgezeichnet hat, um so freyer überlassen zu tonnen. In der
That scheint sein Leben von dieser Epoche an nicht mehr ihm allein
angehört zu haben; es war vielmehr ein Gemeingut geworden, auf wel-
ches die ganze Menschheit Anspruch nehmen konnte. Mit glühendem Eifer
umfaßte er alles, was gut und gemeinnützig war, was seine unbegränzte
Liebe für Fürst und Vaterland bewähren, die Verbreitung der Wissen-
schaften begünstigen, das Vergnügen seiner Mitbürger befördern, und
ihre Leiden mildern konnte, und es waren seinem hochherzigen Sinne
keine Opfer zu kostbar oder zu schwer, sobald es sich um die Erreichung
eines dieserZwecke gehandelt hatte.—Das Waisenhaus zu St . Johann
in Prag zählt ihn unter die Zahl seiner ersten und vorzüglichsten Grü
der, indem er zu dessen Errichtung auf das thätigste mitwir en
kte; und
und
, ^ . . berühmt
gewordenen Ganten vor dem Roßthore zu P r a g , in welchem er das
Nützliche mit dem Angenehmen zu vereinen, unausgesetzt bestrebt war.
Seit 1791 errichtete C. in diesem Garten auf eigene Kosten eine botani-
sche, mit den erforderlichen Bedürfnissen freygebig ausgerüstete Lehran-
stalt, an welcher die ökonomisch-technische Botanik gelehrt wurde. Um
die Aufnahme dieses Studiums noch mehr zu befördern, hat der edel-
müthige Gründer seit mehreren Jahren, ansehnliche Geldprämien für
die Studirenden ausgesetzt. Auf seine Veranlassung und Unterstützung
schrieb F. W. Schmidt die erste Flora Böhmens (4 Hefte, Prag
1793—94), so wie I. F. Tausch weiterhin den „Hoi-wZ canaiiuz"
(Prag 1323). —Von der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft in
Böhmen 1739 zum wirklichen Mitglieds ernannt, ward C. 1793 zu
ihrem Präses erwählt. Durch den langen Zeitraum von 33 Jahren, durch
welchen er dieser Gesellschaft vorstand, war er fortwährend bemüht, jede
Gelegenheit zu ergreifen, welche dazu dienen konnte, die Verbreitung
der nützlichsten Kenntnisse zu bewirken. Zahlreiche Unterrichte über die
verschiedenen Zweige der Landwirthschaft von dieser Gesellschaft ausge-
gangen, vielfältige in seinem Garten und auf seine Kosten durchgeführte
Anbauversuche, die Überlassung desselben zur Abhaltung practisch-ökono-
mischer Vorlesungen, die Errichtung einer Musteranstalt zum unent-
geldlichen Unterrichte in der Fabrication des Syrups und Zuckers aus
Runkelrüben, die mehrjährige Unterhaltung einer Sammlung von 6 bis
700 Obstbäumen in Scherben u. s. w., sind sprechende Beweise von seinem
Eifer für die Beförderung des öffentlichen Wohlstandes, und der wissen-
schaftlichen Ausbildung des landwirthschaftlichen Geschäftes. Er lieferte
auch eine Abhandlung über das Iohanniskorn und den deutschen Moor-
hirse, wovon mehrere tausend Exemplare, in deutscher und böhmischer
Svracbe auf seine Kosten aufgelegt, unentgeldlich im Lande vertheilt
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie