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Erwartungen für die Zukunft erregen. Damit diese ganz in Erfüllung
gehen möchten, hatte Falier nichts Angelegeneres, als den jungen
Künstler nach Rom zu verpflanzen. Dahin ging er gegen Ende 1730,
vonFalier dringend an seinen Freund, den Gesandten GirolamoZu-
liani empfohlen. Dieser, ein Kenner der Kunst, nahm sich des jun-
gen Künstlers aufs Eifrigste an. Die Gruppe des Dädalus und Ikarus
war die erste, die er zu Rom ausstellte, und sein Gönner versammelte
um ihn den Rath eines Volpato, Battoni , (!adez, Hamilton,
Succini, Garino, deren Urtheil dahin ausfiel, daß zwar das Fleisch
mit Sorgfalt behandelt und der Natur getreu nachgeahmt, der Styl in
beyden Figuren aber nicht zu der Höhe gediehen sey, welche der Künstler
erreichen könne. Zu Ende 1781 gelang es seinen Gönnern, ihm eine
Pension von 300 Ducati auf 3 Jahre auszuwirken, wodurch er in den
Stand gesetzt wurde, seinen Studien und Arbeiten ruhiger obzuliegen,
und auch den seinerKunst unentbehrlichen Wissenschaften, an derenKennt-
nisi es ihm noch gebrach, sich zu widmen. Die Gruppe des Theseus als
Sieger des Minotaurus, war das erste Werk, welches er zu Rom aus-
führte. Ein glücklicher Zufall fügre es, daß Volpato ihm die Arbeit ei-
nes öffentlichen Werkes übertragen konnte: Die Verfertigung des Denk-
mahls für den Papst Elemens XIV. (Ganganelli) in der Kirche
^egli ^pn5t«li. Ein anderes öffentliches Monument, das des Papstes
Clemens XI I I . aus dem Hause Rezzonico ward ihm einige Jahre
spater aufgetragen und 1792 in der Peterskirche aufgestellt. Sein Ruf
war nun durch ganz Italien verbreitet. Er führte dann noch 2 öffentliche
Denkmähler aus, eines für Venedig, das Monument des Admirals
Emo, das andere für Wien das Monument der Erzherzoginn Chri-
stina von Osterreich. Während der Revolution begleitete er seinen Gön-
ner, den Prinzen Rezzonico, nach Deutschland. Die Reise ging über
Wien, Dresden, dis Berl in; erst nach Vertreibung der Franzosen
aus der öombardie kehrten beyde wieder nach Italien zurück. Das erste
Werk, welches C. seitdem ausstellte, war sein Perseus, wodurch sein
Nuhm den höchsten Gipfel erreichte; wiewohl Kenner der bald nachfol-
genden stehenden Gruppe, Amor und Psyche, den Vorzug ertheilen.
1802 wurde C. nach Paris berufen; er erhielt den Auftrag, zu einer
colossalen Statue Napoleon's die Büste desselben zu verfertigen. Sie
ward ein Meisterwerk, in einem großen und edlen Style behandelt. Der
Künstler hat nachher noch mehrere Personen der Bonaparte'schen
Familie dargestellt, unter denen die Mutter Napoleon's, von ihm
1805 in Marmor ausgeführt (jetzt zu Rom in einem Pallaste der Fa-
milie Canino), voll Adels, wie die antike Agrippina sich auszeichnet.
In demselben Jahre führre er seine siegreiche Venus aus, deren Kopf be-
kanntlich Bildnis; der Prinzessinn Pauline Borg hese ist. 1311 voll-
endete er die, nachher nach Parma gebrachte Statue der Göttinn der
Eintracht, und wählte dabey zu seinem Modell die Kaiserinn Marie
Louise. Eine seiner Tänzerinnen mir der Lyra im Arm ist die
Porträtsiatue der Gemahlinn Lucian Bonaparte's. —Nach der
grosien Umwandlung der Dinge in Frankreich kam E. 1815 wieder
nach Paris, nm unrer dem Titel eines päpstlichen Ambassadeurs aus
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie