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zeigte sie große Anlage zum Gesänge und genoß des berühmten Sa-
l ier i Unterricht, welcher sie in der italienischen Methode zur treff-
lichen Sängerinn bildete. Sie trat auch zuerst auf italienischen Thea-
tern, nahmentlich zu F lorenz, Mai land u. a. m. mit vielem
Beyfall auf. Später machte sie .ine Kunstreise durch Norddeutschland,
ließ sich auf den Bühnen zu B e r l i n , Dresden, Leipzig,
Weimar, Cassel, u. s. w. ebenfalls mit großem Beyfall hören,
und erhielt ein Engagement zu Leipzig, das sie jedoch später gegen
eines in S tu t tga r t wieder aufgab. Geläufigkeit und Grazie im
Vortrage sind ihre vorzüglichsten Eigenschaften, welche sie besonders für
die italien. Oper und Operette eignen.
Canzo, Berg in der Lombardie, dessen westliche Spitze 4,230
Par. F. hoch ist.
Canzo, lomb. Ortschaft in der Provinz Como, am Fuße eines
halbmondförmigen Gebirges. Hier ist der schöne Wasserfall Vallategna,
dessen Wasser die Triebwerke mehrerer Maschinen in Bewegung setzt.
Lapistran, I o h . , wurde am24. Iuny 1386 zu Capist/ano
im Neapolitanischen geboren. Er widmete sich anfangs der Rechtsgelehr-
samkeit, und wählte erst in seinem 30. Jahre den geistlichen Stand,
indem er zu Samnio in den Franziscanerorden trat. Hier zeichnete
er sich durch Sittenstrenge und Andacht, besonders aber durch feinen
Feuereifer gegen die religiösen Secten aus, die damahls in Italien
zahlreich und ausgebreitet waren. Der Glaubenseifer C.'s erwarb dem-
selben ein so großes Ansehen, daß Papst Nicolaus V. ihn als Lega-
ten nach Deutschland sandte, um durch ihn die Verbreitung der hussiti-
schen Kltzereyen zu hemmen, und die Deutschen zu einem Kreuzzugs
gegen die Türken zu begeistern. Er begab sich in Begleitung des Mino-
ritenbruders Jacob von Piacenza dahin, und der ihm vorangeeilte
Rufseiner Heiligkeit bereitete ihm überall, wohin er kam, eine ehr-
furchtsvolle Aufnahme. Das Volt umgab in unzählbarer Menge seinen
Weg, feyerliche Processionen kamen unter Glockengeläute, mit Vortra-
gung der Reliquien, an den Städten ihm entgegen, und Kranke wurden
zu ihm gebracht, daß er durch Händeauflegen sie heilen sollte. 1450 kam
er von Wiener -Neustad t , wo Kaiser Friedrich I I I . ihn
mit großer Erbauung gehört und reichlich beschenkt hatte, nach Wien,
wo er auf den Straßen und Plätzen bey einem unermeßlichen Zulauf
predigte. Der deutschen Sprache nicht mächtig, konnte er nur lateinisch
reden, und mußte durch eine lebhafte Geberdensprache Sinn in seine,
den Zuhörern unverständliche Worte zu legen suchen; dennoch hörte das
.Volk ihn Stunden lang an. Was er lateinisch gesprochen hatte, über-
setzte, obgleich mit geringerer Wirkung auf die Zuhörer, ein Dolmet-
scher in die Landessprache. Von Wien , wo man an der Stephans-
kirche noch die Kanzel sieht, auf der er gedonnert, ging er nach Mähren,
und predigte in Olmütz gegen die Hussiten mit so glänzendem Erfolge,
daß ein mähr. Magnat/ Wenzel von Boskowitz, mit 2,000 seiner
Unterthanen, von der hussitischen Lehre zur katholischen übertrat, und
außerdem an 16,000 Hussiten sich wieder mit der römischen Kirche ver-
einigt haben sollen. Wahrscheinlich um seinem Betehnmgseifer ein Ziel
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie